Video Recruiting war bis vor kurzer Zeit für die meisten Recruitingverantwortlichen in Österreich ein Projekt mit unbestimmter Zeitvorgabe. Derzeit erreichen mich allerdings – total überraschend – Fragen à la: Welche Möglichkeiten zu Video Recruiting gibt es? Welche Tools empfiehlst du? Würdest du jetzt ein Tool implementieren? Hier findest du meine Antworten, einen Anbietertest und einen Leitfaden, den ich für dich ausgearbeitet habe.
Wenn du meinen Blog schon länger liest (oder Teilnehmerin in meinem Social Media Recruiting Bootcamp warst), weißt du vielleicht, dass ich ein großer Fan von Redaktions- und Contentplanung bin. Mein Content ist üblicherweise ein paar Wochen im Voraus geplant. Diese Planung wurde in den letzten Wochen mehrfach ziemlich kurzfristig über den Haufen geworfen. Aber jetzt bin ich quasi wieder in der Spur, geht es doch – endlich – um das lange geplante Thema Video Recruiting. Das wäre nämlich auch unabhängig von Corona jetzt an der Reihe.
Bewegtbild sprich Video ist alltäglich geworden, es gibt nur eine Ausnahme: Im Recruiting hat sich Video bisher noch nicht so richtig durchgesetzt. Verwunderlich, wenn man sich die vorliegenden Zahlen ansieht: Videostreaming macht im März 2020 60,6 % des weltweiten Traffics aus, 55 % in Deutschland nutzen 2019 Videotelefonie und die Nutzung von YouTube liegt unter den Jugendlichen in Österreich gleichauf mit der Nutzung von WhatsApp. Der Einsatz von Bewerbungsvideos im Recruitingprozess ist in den USA beispielsweise schon sehr weit verbreitet.
Du kannst Video im Recruitingprozess in unterschiedlichen Situationen einsetzen:
- als Ergänzung oder Ersatz des persönlichen Gesprächs live
- als Ergänzung oder Ersatz des persönlichen Gesprächs zeitversetzt
- als Ergänzung oder Ersatz der Bewerbungsunterlagen im Sinne von Vorselektion
Achtung: Video Recruiting ist kein Recruiting Video.
Das Recruiting Video ist ein Ersatz oder eine Ergänzung von deinem Stelleninserat und kommt daher VOR dem Video Recruiting zum Einsatz. Mit einem Recruiting Video hilfst du potenziellen Mitarbeiterinnen, dich und vielleicht auch dein Team schon persönlich kennenzulernen (Tipps für die Erstellung eines Recruiting Videos findest du hier).
In diesem Blogbeitrag geht es nicht um Tools, die das persönliche Gespräch ersetzen, wie zum Beispiel Skype, WebEx oder Zoom. Diese Diskussion überlasse ich sehr gerne anderen. 😉
Ich habe mir bewido und cammio angesehen, die die Möglichkeit bieten, Bewerbungsvideos zeitversetzt bzw. im Recruitingprozess als (zusätzliche) Selektionsmöglichkeit einzusetzen. Getestet habe ich aus der Perspektive der Bewerberin. Natürlich habe ich das auch auf Video festgehalten und auf meinem YouTube Kanal Recruiting TV für dich bereitgestellt.
bewido
bewido ist ein österreichisches Produkt und eine Plattform für Bewerbungsvideos. Das bedeutet, als Bewerberin registriere ich mich auf bewido und lade meine Unterlagen und meine Bewerbungsvideos hoch. Die Bewerbung selbst wird dann per E-Mail an dich – also die Recruitingverantwortliche – gesendet.
Als Recruiterin loggst du dich auf bewido.at ein und generierst einen Link. Ausgewählte (oder wenn du magst natürlich auch alle) Bewerberinnen bittest du per E-Mail diesem Link zu folgen und drei Fragen per Video zu beantworten. Die drei Fragen kannst du je nach Funktion individuell einrichten.
Die Aufforderung, ein Video aufzunehmen, findet im Prozess bei bewido erst statt, wenn du schon eine Bewerbung erhalten hast und soll vor allem bei der Vorselektion helfen. Du kannst so zum Beispiel Sprachkenntnisse besser beurteilen und erhältst einen besseren Eindruck von der Person als „nur“ aus dem Lebenslauf.
cammio
Der niederländische Anbieter cammio hingegen setzt auf Videos als Ersatz für den Lebenslauf. Wie das aussieht, kannst du dir auf meinem YouTube Kanal Recruiting TV ansehen. cammio gibt es in unterschiedlichen Sprachen und du kannst dir je nach Funktion aussuchen, welche du verwenden möchtest.
Mit cammio Stories gibt es die Möglichkeit, Stelleninserate in Videos zu verwandeln, um diese dann zum Beispiel über Social Media als Ads auszuspielen und so Bewerbungen zu generieren. Was mir aus Recruitingsicht besonders gut gefällt, ist die Schnittstellenfunktionen zu zahlreichen Bewerbungsmanagementsystemen. Dadurch habe ich alle Informationen zu einer Bewerbung an einem Platz.
Falls du dir jetzt noch unsicher bist, was der Einsatz von Video Recruiting bringt und ob sich der Aufwand wirklich lohnt, verrate ich dir jetzt noch den ultimativen Grund, der dafür spricht: Bewerbungsvideos – an der richtigen Stelle im Recruitingprozess eingesetzt – sorgen für eine positive Candidate Experience. Damit dir der Schritt leichter fällt, kannst du dir hier die wichtigsten Infos und alles, worauf du achten musst, übersichtlich zusammengefasst downloaden. Jetzt gibt’s echt keine Ausreden mehr. 😉
Zusammenfassend noch mal meine Antworten zu den häufigsten Fragen:
- Du hast drei unterschiedliche Möglichkeiten, Videos im Recruitingprozess einzusetzen.
- Zwei Anbieter habe ich unter die Lupe genommen, im Leitfaden findest du noch einen Überblick mit weiteren.
- Und würde ich jetzt ein Tool implementieren? Nein, das hätte ich nämlich schon vorgestern erledigt. 😉
Wie stehst du zum Thema Video Recruiting? Planst du einen Einsatz auch nach Corona?
Herzliche Grüße
Claudia
PS: Wenn du Unterstützung bei der Implementierung von Video Recruiting benötigst, melde dich einfach bei mir.
PPS: Im nächsten Blogbeitrag geht es um Tools und Methoden, die dich im Recruiting produktiver machen. Das möchtest du nicht verpassen? Werde jetzt gleich Recruiting-Insider und du erhältst einmal im Monat alle Beiträge (und mehr) gesammelt direkt in dein Postfach – damit Recruiting für dich wieder einfach wird.