Recruiting Report 2022: Was Recruiter:innen bewegt

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Recruitingpraxis

Endlich ist es so weit der Recruiting Report 2022 „Recruiting im Wandel“ ist da. Nach der Erstauflage 2017 liefert die Studie ein brandaktuelles Branchen-Bild und neueste Trends. Plus: Was hat sich in den vergangenen fünf Jahren verändert? 

Die Studierenden des Masterstudienganges Human Resource Management und Arbeitsrecht an der FH Burgenland haben sich der heimischen Recruiting-Szene gewidmet und in einer umfassenden empirischen Studie den HR-Verantwortlichen des Landes auf den Zahn gefühlt. Herausgekommen ist ein detaillierter Recruitment Report, der neueste Erkenntnisse zu Tätigkeit und Aufgaben von Recruiter:innen, Recruitingkanälen sowie Employer Branding zugänglich macht und darüber hinaus das Trendthema „Storytelling in der Personalentwicklung“ beleuchtet. 

Recruiting Report im Rahmen der Masterarbeit 

Bereits 2017 habe ich gemeinsam mit meinem langjährigen Kooperationspartner und Co-Autor des Playbook-Recruiting, Herwig Kummer, einen Recruiting Report verfasst. Umso mehr freut es mich, dass wir gemeinsam mit zwei Studentinnen auch 2022 hinter die Kulissen der heimischen HR-Szene blicken konnten. Caroline Nagl und Elisa Kickmaier behandeln in ihrer Masterarbeit das Thema Recruiting im Wandel und führten die Untersuchungen des Recruiting Reports federführend durch. 

Das Studiendesign 

Für den Recruitment Report 2022 fand eine Online-Befragung unter 215 heimischen Recruiter:innen statt. Darüber hinaus wurden für das Trendthema Storytelling 38 Personen mit Eye-Tracking, Galvanic Skin-Response und Gesichtsausdrucksanalyse untersucht. So viel also zu den Rahmenbedingungen. Bestimmt brennst du schon darauf, die wichtigsten Learnings und Erkenntnisse aus dem Recruiting Report zu erfahren. Wenn du alle Ergebnisse im Detail durchgehen möchtest, dann kannst du dir den Report sehr gerne herunterladen: 

Jetzt Recruiting Report 2022 downloaden 

Falls dir das Dokument zu umfangreich ist – keine Sorge! Du weißt, Recruiting wird mit mir wieder einfach. Daher fasse ich dir in diesem Artikel die zehn wichtigsten Erkenntnisse zusammen samt Vergleich zum Jahr 2017 zusammen. 

Recruiting-Report 2022 –
die 10 wichtigsten Studienergebnisse im Überblick 

Es gibt keinen typischen Weg ins Recruiting 

Vom Studium über den Lehrgang bis zum „Learning on the job“ – alle Wege führen ins Recruiting. Das zeigt der Recruitment Report 2022 ganz eindeutig. An erster Stelle bei den Ausbildungswegen der befragten Recruiter:innen steht das Studium mit HR-Inhalten –  68 % gaben an, diese Ausbildung durchlaufen zu haben. Hier gibt es im Vergleich zum Jahr 2017 ein deutliches Plus, waren es damals doch nur 47 % mit Studien-Background. Auffällig ist im Jahr 2022 auch die Vielzahl an Ausbildungen, die Recruiter:innen absolvieren. 209 Personen haben insgesamt 367 Weiterbildungen gemacht. 

Akzeptanz und Bedeutung des Recruitings sind deutlich gestiegen 

Meine liebste Nachricht für dich: Recruiting als Funktion im Unternehmen gewinnt zusehends an Akzeptanz – sowohl aus Sicht der Geschäftsführung als auch seitens der Bewerber:innen. Das zeigt der Vergleich des Recruiting Reports 2022 mit den Studienergebnissen des Jahres 2017 deutlich. So erreichte das Recruiting 2022 einen durchschnittlichen Akzeptanzwert von 2,05. 2017 lag dieser Wert noch bei 1,71.  

Recruiting-Content und Active Sourcing gewinnen an Bedeutung 

Bewerbungsgespräche führen, Stellenanzeigen formulieren, Absagen übermitteln, eine Vorauswahl der Bewerber:innen treffen – diese Aufgaben betrachten Recruiter:innen als ihre wichtigsten Tätigkeitsfelder. Daran hat sich seit 2017 wenig verändert. Was an Bedeutung gewinnt, sind Tätigkeiten, die mehr in Richtung Personalmarketing gehen. Hier gewinnen Content für Website und Social Media, die Direktansprache von potenziellen Kandidat:innen an Bedeutung. Auch auf das Recruiting Controlling wird vermehrt Augenmerk gelegt. Hier ist im Vergleich zum Recruiting Report 2017 ein klarer Aufwärtstrend bei der Erfolgsmessung durch Kennzahlen zu erkennen. 

Employer Branding und Active Sourcing – wer macht’s? 

Wer sorgt denn in Unternehmen im Jahr 2022 dafür, dass die Arbeitgebermarke aufgebaut und Kandidat:innen aktiv angesprochen werden? Der Recruitment Report 2022 zeigt klar: Die HR-Abteilungen betreuen diese Aufgaben neben ihren anderen To-dos. Nur wenige Unternehmen beschäftigen Mitarbeiter:innen, die explizit nur dafür zuständig sind. Das wird sich jedoch in der Zukunft voraussichtlich verändern. Immerhin über 12 % der Befragten gaben an, dass innerhalb der nächsten zwei Jahre eigene Active Sourcing Positionen in ihrem Unternehmen geschaffen werden. Es ist davon auszugehen, dass es sich dabei um jene Betriebe handelt, die besonders stark vom Fachkräftemangel betroffen sind und die mit herkömmlichen Recruiting-Maßnahmen keine passenden Bewerber:innen finden.  

Mein Tipp: Active Sourcing ist viel mehr als LinkedIn-Nachrichten durch die Gegend zu schicken. Wenn du wissen willst, wie du Active Sourcing einfach und vor allem effektiv für dein Unternehmen nutzen kannst, dann hol dir jetzt meinen Active Sourcing Onlinekurs

Je höher die berufliche Hierarchie, desto wichtiger sind die Bewerbungsunterlagen 

Was wünschen sich die Recruiter:innen 2022 von Bewerber:innen? Ganz klar einen übersichtlichen Lebenslauf und immer noch ein aussagekräftiges Motivationsschreiben. Anmerkung: Wie ich dazu stehe, kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen. Besonders bei Führungskräften wird den Bewerbungsunterlagen mehr Bedeutung zugemessen. Hier wünschen sich die Befragten auch mehr und detailliertere Unterlagen – etwa Dienstzeugnisse und Referenzschreiben. Währenddessen können Fach- und Hilfskräfte sich auch mit weniger umfangreichen Dokumenten bewerben. 

Das persönliche Vorstellungsgespräch ist das Auswahlinstrument Nummer 1 

Wenn es um die Personalauswahl geht, mögen es die Recruiter:innen auch 2022 persönlich. Das klassische Vorstellungsgespräch (so wird es immer noch genannt, ich bevorzuge allerdings „Kennenlerngespräch“) ist nach wie vor das Auswahlinstrument Nummer 1. Gleich darauf folgt das Online-Vorstellungsgespräch und mit etwas Abstand auf Platz drei liegt das Telefoninterview. Generell wird bei diesem Punkt deutlich, dass heimische Recruiter:innen nach wie vor gerne auf traditionelle Wege setzen. Online-Assessment-Center oder künstliche Intelligenz haben einen minimalen Stellenwert bei der Auswahl der geeigneten Kandidatinnen. 

Die wichtigsten Recruiting-Themen im Jahr 2022 

Employer Branding, Social Media und die mobile Suchoptimierung von Stellenanzeigen sowie der Karrierewebsite sind die brennendsten Themen, die HR-Verantwortliche auf ihrer Agenda haben. 2017 offenbarte die Befragung ein ähnliches Bild. Employer Branding und Social Media besetzten die Plätze 1 und 2, dicht gefolgt vom Einsatz des Talentepools.  

Wie sieht es mit der Karrierewebsite aus? 

Eine eigene Karrierewebsite gibt es vor allem bei größeren Unternehmen (36 %). Kleinere setzen eher darauf die karrierespezifischen Informationen als Unterbereich der Unternehmens-Website darzustellen. Hier gibt es also eindeutig noch Luft nach oben, denn als Arbeitgeber:in bist du gut beraten, deine potenziellen Kandidat:innen (und Google) mit einer übersichtlichen, nutzerfreundlichen und suchmaschinenoptimierten Karrierewebsite zu begeistern. 

Du weißt nicht, wie du das angehen sollst? Gemeinsam mit meiner Textpertin Margit Wickhoff begleite ich dich bei der Konzeption deiner Karrierewebsite.  

Wie erreichen Recruiter:innen 2022 potenzielle Bewerber:innen? 

Social Media und Business-Netzwerke, Empfehlungen und Bewertungen von Mitarbeitenden sowie Anzeigen in Stellenportalen sind die wichtigsten Akquise-Kanäle der heimischen Recruiter:innen. Handlungsbedarf sehen die Befragten bei den Themen Suchmaschinenoptimierung, Zusammenarbeit mit Hochschulen und Zusammenarbeit mit externen Influencer:innen. Besonders auffällig ist bei diesem Thema, dass Social Media und Business-Netzwerke im Vergleich zur Erstauflage des Recruiting Reports 2017 enorm an Bedeutung gewonnen haben. Damals waren Mitarbeiter-Empfehlungen und Stelleninserate aus Sicht der Befragten besonders wichtig. 

Warum Stelleninserate auch künftig eine wichtige Rolle im Recruiting spielen werden, verrate ich dir in diesem Video auf Recruiting TV . Das war übrigens eines der ersten Videos, die ich auf YouTube hochgeladen habe und zwar im Jahr 2019 (!). 2023 hat sich an der Aussage nichts geändert, im Gegenteil Jobinserate haben als Personalmarketing Instrument an Stellenwert gewonnen. Sie sind nach wie vor einer der wichtigsten Hebel, wenn es um die Entscheidung geht, ob sich deine potenziellen Mitarbeiter:innen bei dir bewerben – oder nicht. Wie du deine Stellenanzeigen zielgruppengerecht und lesefreundlich formulierst, habe ich in meinem Blogbeitrag „Copywriting für Recruiting“ für dich zusammengefasst. 

Welche Social-Media-Kanäle werden im Recruiting am häufigsten genutzt? 

Wenn es ums Social Media Recruiting geht, sind Facebook, LinkedIn, XING und Instagram ganz klar die Lieblings-Kanäle der Recruiter:innen. Nur in sehr geringem Maße kommen „jüngere“ Kanäle wie SnapChat, Pinterest oder TikTok zum Einsatz. Im Vergleich zum Recruitment Report 2017 ist die Bedeutung von XING, YouTube, Twitter, Whatchado, Snapchat und Pinterest zurückgegangen.  

Ähnlich wie beim Thema der Karriere-Website steht beim Social-Media-Nutzungsverhalten also fest: Da geht noch mehr! Vor allem wenn man die Zuwächse jener Kanäle betrachtet, die auf Video-Content basieren, lassen Recruiter:innen großes Potenzial liegen. 

Falls es dir auch so geht und du Social Media Recruiting einfach lernen möchtest, dann komm zum nächsten Social Media Recruiting Bootcamp

Recruiting Report 2022 – mein Fazit 

Der Recruiting Report 2022 beweist einmal mehr: Recruiting befindet sich im Wandel.    HR-Verantwortliche sind ständig gefordert, sich vom reinen Recruiting mehr und mehr dem Personalmarketing zu widmen. Im Mittelpunkt steht dabei die oftmals herausfordernde Suche nach geeigneten Kandidat:innen, die neue Denkansätze und Strategien erforderlich macht. Welchen wertvollen Beitrag Recruiter:innen 2022 als bedeutende Stütze im Unternehmenskontext leisten, daran zweifelt heute niemand mehr. Die Position gewinnt zunehmend an Priorität und das ist gut so. Denn dieses Bewusstsein sorgt letztlich dafür, dass du als Recruiter:in mehr Gestaltungsspielraum bekommst und mit deinen großartigen Fähigkeiten und Kompetenzen jede Menge bewirken kannst. 

Herzliche Grüße 

Claudia