Rassismus im Recruiting

Rassismus im Recruiting – ist das ein Thema für einen Blogbeitrag? Ich habe die Geschehnisse der letzten Tage zum Anlass genommen und nicht nur mein eigenes Handeln hinterfragt, sondern auch überlegt, inwiefern Social Media und Recruiting eine Rolle spielen, wenn es um die Themen Rassismus und Diskriminierung geht. Meine Überlegungen dazu kannst du in diesem Beitrag nachlesen. Und ich lade dich ein, mit mir gemeinsam weiter nachzudenken und vor allem ins Tun zu kommen. Was können wir in HR tun, um unserer Verantwortung der Gesellschaft gegenüber gerecht zu werden? 

Das Pfingstwochenende war für mich nicht nur verregnet und arbeitsreich, es war auch ein Lehrstück in Sachen Social Media und Kommunikation. Natürlich habe ich das Video und die Bilder von George Floyd gesehen. Natürlich haben sie mich menschlich berührt. Dass das ein Thema für meinen Blog sein kann, daran habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. 

Und dann habe ich begonnen, mich mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen, zu recherchieren und mir selbst viele Fragen zu stellen. Ich bin – das ist jetzt keine Überraschung für dich – auf Social Media sehr aktiv. Ich überlege mir immer Tage bis Wochen im Voraus, welche Inhalte ich poste. Ich überlege mir, ob ich etwas retweete. Ich teile keine Beiträge oder Artikel, die ich nicht selbst gelesen habe. Das liegt in meiner und auch deiner Verantwortung, wenn du für Social Media Recruiting zuständig bist. Das versuche ich in meinen Workshops und Vorträgen immer zu vermitteln. Planung hilft, dieser Verantwortung gerecht zu werden. 

Während ich noch nachgedacht habe, ob ich das Thema wirklich aufgreifen soll, wurde es schwarz. Mein Feed auf Instagram zuerst, dann auf Facebook und auch auf LinkedIn. Mit dem Posten einer schwarzen Fläche ohne Inhalt haben nicht nur Musikgrößen ihre Solidarität mit Opfern von Rassismus und Polizeigewalt bekundet: Nach und nach haben am 02. Juni 2020 auch Unternehmen und Personen ihre Social Media Beiträge mit #BlackoutTuesday oder auch mit #BlackLivesMatter versehen.

Ist das mein Beitrag?

Unreflektiert einfach ein schwarzes Bild posten? Nein, weil das nicht zielführend ist. Gar nicht mit dem Thema beschäftigen, sondern lieber am Contentplan festhalten? Falls du dir diese Frage in den letzten Tagen gestellt hast, dann denk daran: Es geht darum, dies zum Anlass zu nehmen und das Standing als Arbeitgeberin oder viel mehr als Mensch mit Recruitingverantwortung zu positionieren. Ein echtes Zeichen zu setzen und nicht nur mitzutun, weil es die anderen machen. 

Ich folge auf Social Media Menschen und Seiten, die wirklich viel von Onlinemarketing verstehen. Die wurden in den letzten Tagen auf ihren Social Media Profilen regelrecht zerpflückt. Warum? 

  • Weil sie nichts getan haben. 
  • Weil sie zu wenig getan haben. 
  • Weil sie das Falsche getan haben. 
  • Weil sie zu spät etwas getan haben. 
  • Weil sie den falschen # verwendet haben. 

Was dir passieren kann?

Dass dich Bewerberinnen, Kundinnen, deine Mitarbeiterinnen oder eben irgendjemand, der deiner Seite nicht einmal folgt, danach fragt, was du gegen Rassismus tust. Kann das Social Media Redaktionsteam darauf eine Antwort geben? Tut ihr etwas? Und wenn ja, was? 

Auf der Arbeitgeberbewertungsplattform kununu gibt es den Abschnitt „Vielfalt“ – darunter fallen bisher die Themen Gleichberechtigung und Umgang mit älteren Kolleginnen. Anlässlich der Corona-Krise wurde der kununu Corona Employer Transparency Ticker eingeführt. Dieser gibt einen Überblick zur Zufriedenheit der User im Umgang ihrer Arbeitgeberin gesamt und nach Unterpunkten wie Sicherheit, Kommunikation und Familienfreundlichkeit. Vielleicht gibt es bald auch ein Pendant hinsichtlich Gleichberechtigung? 

Wie verhindere ich Diskriminierung im Recruiting?

Ich lerne ständig dazu, gebe mein Know-how an dich weiter und – so hoffe ich – du profitierst von meinen Erfahrungen. Das ist der Deal. Und immer wieder locke ich dich raus aus deiner Komfortzone, um dir zu zeigen, dass es etwas bringt, wenn man auch mal andere Wege geht. Was ich bisher verabsäumt habe, war der Frage „Wie verhindere ich Diskriminierung im Recruiting?“ WIRKLICH einen entsprechenden Stellenwert einzuräumen.  

Ich habe wohl darüber gebloggt, wie man Frauen im Recruiting anspricht, wie man ein Stelleninserat diskriminierungsfrei textet, habe mich zur metoo-Debatte geäußert und mir Gedanken zum anonymisierten Bewerbungsverfahren gemacht. Auf Recruiting TV habe ich Wolfgang Kowatsch zu Tipps befragt, was Inklusion im Recruiting angeht. In all meinen Workshops und speziell im Social Media Recruiting Bootcamp weise ich auf das Thema Barrierefreiheit auf Karrierewebsites aber auch zum Beispiel in Zusammenhang mit der Schreibweise von # hin. Ich schreibe bewusst genderneutral oder in der weiblichen Form. Tja und das war es wohl schon. Ist das genug? Das ist der springende Punkt: Es gibt kein genug 

Ich habe recherchiert und bin im Zuge dessen auf diesen TedTalk gestoßen. Dieser Satz von Clint Smith hat mir klar gemachtdass ich Position beziehen muss: We spend so much time listening to the things people are saying that we rarely pay attention to the things they don’t.

Nicht für dich, sondern in erster Linie für mich. Mein Ziel und der Grund, warum ich tue was ich tue, ist es eine Situation zu schaffen, von der alle Beteiligten profitieren: Unternehmen, Recruitingverantwortliche und Jobsuchende.  

[bctt tweet=“Recruiting ist kein Job, Recruiting ist eine Verantwortung. “ username=“lorber_claudia“]

Was können wir jetzt tun, um dieser Verantwortung gerecht zu werden? 

  1. Informiere dich.
    Die aktuelle Ausgabe des Magazin Personalwirtschaft hat zum Beispiel das Thema Rassismus als Schwerpunkt. Ich kann auch die Aktionstage von divoersity.at empfehlen. 
  2. Arbeite an deinen Verhaltensweisen (Bias).
  3. Gestalte einen Recruitingprozess, der diskriminierungsfrei ist. Du kannst deine Gleichbehandlungsbeauftragte ins Boot holen oder – wenn es im Unternehmen keine gibt – dich an die diversen Stellen in Österreich wenden, die dir weiterhelfen.
  4. Lass Rassismus und Diskriminierung nicht durchgehen. Jemand macht in der Kaffeeküche diskriminierende Scherze? Dann sei die, die das nicht durchgehen lässt.

Ich arbeite daran, persönlich und was die Inhalte meiner Beiträge angeht. Für entsprechende Vorschläge bin ich sehr dankbar, das meine ich ernst. Wie gehst du mit dem Thema Rassismus um? Möchtest du mir – gerne auch anonym – schreiben? Was hast du erlebt – egal auf welcher Seite – und was können wir tun? Wie sorgen wir dafür, dass die Recruitingszene in Österreich (und natürlich gerne in Deutschland und der Schweiz) für vorurteilsfreies Recruiting stehen kann? 

Herzliche Grüße
Claudia 

PS: Nächste Woche wird es hier wieder weniger ernst, dafür sehr spannend, denn ich stelle dir eine brandneue Recruitingplattform aus Österreich vor. Werde jetzt gleich Recruiting-Insider und du erhältst einmal im Monat alle Beiträge (und mehr) gesammelt direkt in dein Postfach – damit Recruiting für dich wieder einfach wird.