Es ist nicht leicht, den Überblick über die vielen verschiedenen Jobplattformen in Österreich zu behalten. In diesem Artikel stelle ich drei neue Online-Jobbörsen vor: morning.jobs, heyJobs und die Social-Recruiting-Kampagne von employy.
Video-Tipp: Sind Jobplattformen in Zeiten von Fachkräftemangel eigentlich noch sinnvoll? Auf Recruiting TV habe ich meine Antwort auf diese Frage in ein Video gepackt.
morning.jobs
www.morning.jobs ist eine KI-gestützte Jobplattform in Österreich. Ihr Fokus liegt auf den Stärken und Potenzialen jener Personen, die sich angemeldet haben. Sie wurden im Zuge ihrer Anmeldung und Anlage eines Profils in den Talente-Pool aufgenommen und können somit für sie passende Jobvorschläge erhalten.
Inhaber der Plattform ist die Firma mediumrare GmbH mit Sitz in Wien, die 2019 gegründet wurde.
Recruiter:innen entscheiden individuell, auf welcher Ebene sie „Matches” erhalten möchten: Beispielsweise in Bezug auf Skills, Persönlichkeit, Werte, Interessen oder Erfahrung. „Recruiting on demand und auf Knopfdruck wird in Zukunft entscheidend sein, wenn man erfolgreich sein will.” So beschreiben die Gründer ihre Plattform in einer Presseaussendung.
Zu den Funktionen aus Sicht der Jobsuchenden gehören ein personalisierter Job-Feed, ein Netzwerk von Fachleuten, mit denen man sich vernetzen kann, und ein umfassendes Wissensarchiv, in dem man sich über aktuelle Trends informieren kann. morning.jobs ist aktuell noch in der Betaphase – Mitglieder der Recruiting Insider Community testen gerade die Funktionalität.
Das Hauptprodukt
morning Impact Sourcing bietet den zuvor beschriebenen Talentepool. Der Fokus liegt dabei stark auf Quer- und Wieder- bzw. generell auf Einsteiger:innen. Ob sich Wunschkandidat:innen im Pool befinden, kann jederzeit kostenlos getestet werden. Dafür ist nur die Angabe der eigenen E-Mail-Adresse erforderlich. Alter, Geschlecht, sozialer bzw. kultureller Hintergrund oder besondere Bedürfnisse werden bis zum persönlichen Kontakt ausgeblendet. Der Algorithmus balanciert die Liste potenzieller Kandidat:innen, sodass eine maximal faire Reihung zustande kommt.
Passende Kandidat:innen werden auf Basis der zuvor definierten Kriterien (anonym) vorgeschlagen und können nach (kostenpflichtigem) Freischalten direkt über einen Chat kontaktiert werden. Für die Suche nach Kandidat:innen im Talentepool können Rollenprofile generiert werden. Dafür stehen mehr als 2500 Rollen inkl. Fähigkeiten, Persönlichkeitsprofilen und verwandten Rollen zur Verfügung.
Preismodell
Fürs Freischalten, damit eine Kontaktaufnahme möglich wird, gibt es verschiedene Preismodelle und bei Erfolg, je nach Preismodell, unterschiedliche Abo-Varianten.
Zusätzlich wählbar
morning Guide2Go für eine Anbindung an die eigene Karrierewebsite:
Der Karriere-Guide ist ein Service für Kandidat:innen, wenn sie auf die Karriere-Website kommen. Er zeigt ihnen – sofern sie ein Profil bei morning haben oder anlegen – für sie passende Stellen des Unternehmens. Der Guide kann auch für bereits laufende Bewerbungsprozesse eingesetzt werden, die nicht via morning initiiert wurden. Er kann dem Unternehmen in diesem Fall dabei helfen, Stärken und Potenziale der Kandidat:innen besser einzuordnen.
Der Guide ist als Lizenzmodell geplant.
Das sagen Jobsuchende über morning.jobs
„Was mich an der Plattform sehr angesprochen hat, war eben genau die Vision, weg vom Lebenslauf neue Schritte und berufliche Möglichkeiten zu entdecken.”
„Bei der Analyse zu Beginn fand ich die Frage sehr hilfreich, ob es ein „Vorbild“ oder eine Person gibt, die mich besonders inspiriert hat. Dabei bin ich wieder auf einen Weg gestoßen, auf den ich etwas vergessen hatte. Das ist wirklich top!“
„Ich finde die Vision toll – und schon der erste Match ist wirklich genial 👌. Ich habe die Plattform meiner Cousine weiterempfohlen. Sie kommt aus der Elternzeit und möchte auch „neu“ einsteigen; nicht wieder exakt in dieselbe Branche und Tätigkeit. Dafür ist morning ideal.“
Stimmen von Recruiter:innen fehlen momentan noch, da die Plattform erst kurz am Markt ist. Hast du morning.jobs schon ausprobiert?
Achtung!
Zum momentanen Zeitpunkt gibt es noch keine Möglichkeit, Stellenanzeigen zu verfassen. Das wird in Phase 2 möglich sein.
employy
www.employy.info wurde von der Firma W4 Premium Web GmbH, einer Full Service Digital Agentur mit Sitz in Linz, im Jahr 2020 ins Leben gerufen. Dank der an Bord befindlichen HR-Expert:innen konzentriert sich die Plattform auf den Job Performance Score (JPS). Mithilfe einer KI werden auch hier bestimmte Faktoren, konkret berufliche Erfahrung, Kompetenzen, Interessen und Zukunftsvisionen analysiert, um die voraussichtliche Peformance der Mitarbeiter:innen im Unternehmen vorherzusagen. Auch soft skills wie Kommunikationsfähigkeit und Flexibilität werden berücksichtigt.
Die Idee hinter dem JPS ist, dass Kandidat:innen nicht mehr nur nach ihren Qualifikationen beurteilt werden, sondern auch danach, wie gut sie zu einem bestimmten Unternehmen passen. Dadurch soll es möglich sein, den „perfect match” für eine offene Stelle zu finden – und zwar sowohl für das Unternehmen, als auch für die Bewerber:innen selbst. employy ist bereits in mehreren Ländern erfolgreich gestartet und erfreut sich auch in Österreich steigender Beliebtheit.
Preismodell
Den “Recruiting Funnel”, eine Kampagne mit einer Laufzeit von 30 Tagen, gibt es inklusive Ads Budget (für Facebook und Instagram beispielsweise) ab ca. 1.000 Euro.
Das sagt eine Recruiterin über employy
„Die Kontaktaufnahme war sehr easy, weil wir ja schon mit employy zusammengearbeitet haben. Im zweiten Schritt habe ich unsere beiden Jobs online in ihrem Tool angelegt, was selbsterklärend ist und auch wirklich schnell geht. Einfacher wäre es trotzdem, wenn man das Inserat hochladen könnte und sie die Daten selbst extrahieren würden. Ich habe nämlich nichts anderes gemacht, als den Text aus dem Inserat in die verschiedenen Felder ihres Tools hineinzukopieren – das könnte man sich sparen 😉. Nachdem das erledigt war, kam auch schon der Kampagnenvorschlag. Dazu hatte ich einige Anmerkungen, die ich an employy zurückgespielt habe. Zum Beispiel, dass in der englischen Kampagne plötzlich auf Deutsch gewechselt wird und, dass die Bilder unscharf und verpixelt sind. (Ich hätte erwartet, dass sie da selbst nachfragen, ob ich bessere habe, nachdem sie ja eine Social-Media-Agentur sind). Was ich auch geändert habe, ist die Art, wie Bewerber:innen mit uns in Kontakt treten: Wir wollten sie ursprünglich selbst kontaktieren und sie hätten nur ihre Kontaktdaten hinterlassen müssen. Da aber unsere Ressourcen aktuell sehr knapp sind, haben wir entschieden, dass die Kampagnen direkt auf die beiden Inserate verlinkt werden sollen und Interessenten sich dort bewerben können. „
HeyJobs
www.heyjobs.at ist ebenfalls eine der neuen Plattformen in Österreich, die sich auf den Einsatz von KI konzentriert. Das Unternehmen wurde 2016 in Berlin gegründet und ist seitdem laufend gewachsen. HeyJobs ist mittlerweile in ganz Österreich vertreten und hat, neben einem weiteren Standort in Köln, seit letztem Jahr auch einen Firmensitz in Wien. Der Algorithmus soll dafür sorgen, dass nur die bestqualifizierten Kandidat:innen für eine Stelle angezeigt werden. Um dies zu erreichen, wird jede und jeder zunächst in Bezug auf Qualifikationen und Erfahrungen analysiert. Im Zuge dessen wird ein Score berechnet, der Aussagen darüber trifft, ob jemand für eine bestimmte Stelle in Frage kommt.
Preismodell
HeyJobs schaltet Stellenanzeigen auf über 50 Recruiting-Kanälen wie Stellenbörsen und Social-Media-Kanälen. Der Algorithmus verteilt das Budget automatisch auf die Kanäle, die die meisten qualifizierten Bewerbungen generieren und optimiert sich dabei alle 24h selbst. Durch dieses Machine Learning wird der Output kontinuierlich besser und die Kosten pro Bewerbung reduzieren sich. Kandidat:innen werden mittels Auswahlfragen online vorqualifiziert und landen anschließend im Postfach des rekrutierenden Unternehmens sowie am HeyJobs-Recruiter-Portal. Das Budget pro Anzeige unterscheidet sich je nach Anstellungsart, Standort, Art des Jobs, Marktpotenzial und Einstellungsziel.
Erfahrungsbericht einer Recruitingverantwortlichen über HeyJobs
„Unser Urteil zu HeyJobs fällt leider nicht so gut aus. Es hat schon mit technischen Schwierigkeiten begonnen, wodurch sich unsere Startphase um 2 Wochen verzögert hat. Die Probleme wurden dann von unserer Seite gelöst, da es HeyJobs leider nicht geschafft hat. Dadurch war der Start schon etwas holprig. Wir hatten in Summe drei verschiedene Inserate aus unterschiedlichsten Bereichen für insgesamt 30 Tage online. Prinzipiell wird für jedes Inserat ein bestimmtes Budget hinterlegt, welches HeyJobs frei verwendet um Schaltungen/Kampagnen zu beauftragen. Das Unternehmen bekommt Zugangsdaten zu einem Dashboard, in welchem es eine Kurzübersicht zu den jeweiligen Inseraten gibt. Man legt für Bewerber:innen maximal fünf Fragen fest, um herauszufinden, ob das Bewerberprofil passen würde. Dokumente (CV, Bewerbungsschreiben) werden nicht gefordert. Unser Ergebnis war mit 407 Aufrufen, 8 Kandidat:innen und 3 sogenannten Goldkandidat:innen auf den ersten Blick eigentlich nicht schlecht. Fakt ist aber, dass die drei Goldkandidat:innen die Fragen mangels Deutsch-Kenntnissen einfach falsch beantworten hatten und keine der insgesamt acht Bewerber:innen passend war. Ein paar Telefoninterviews hat es zwar gegeben, aber es ist es zu keinen weiteren Bewerbungsschritten dadurch gekommen. Weiterer negativer Aspekt war, dass wir keinerlei Einsicht hatten, wo unsere Inserate ausgespielt wurden. Auch nach mehrmaligem Nachfragen, haben wir keine Info bekommen. HeyJobs meinte, sie würden dadurch ja ihre Vorgehensweise verraten. Das ist bei uns negativ aufgenommen worden. Zusammenfassend würde ich sagen: Wenn man das Tool zusätzlich für Suchen verwendet, kann es für eine vergrößerte Reichweite sicher hilfreich sein. Wir haben Bewerbungen auch aus Regionen erhalten, in denen wir davor keinerlei Rücklauf hatten. Eine reine Stellensuche nur mit HeyJobs finden wir aktuell nicht zielführend und als Zusatz-Tool ist es doch sehr kostenintensiv. In unserem Beispiel waren das knapp 2.000 Euro pro Inserat.“
Jobplattformen in Österreich – mein Fazit
Ich habe hokify bereits einem Praxistest unterzogen, habe beschrieben, wie du Google for Jobs optimal einsetzt und aufgelistet, welche fünf Plattformen ich speziell für IT Recruiting empfehle.
Neue Jobplattformen auszuprobieren, lohnt sich auf jeden Fall. Die Kosten sind meist überschaubar und oft finden sich dort Zielgruppen, die du auf etablierten Plattformen nicht erreichst. Eine Erfolgsgarantie gibt es natürlich nicht, aber wie heißt es so schön: Probieren geht über studieren.
Setze neue Plattformen ein, damit Recruiting für dich wieder einfach wird.
Herzliche Grüße
Claudia
P.S.: Wenn du im Recruiting immer automatisch auf dem Laufenden bleiben willst, dann kann ich dir eine Mitgliedschaft in meiner Recruiting Insider Community sehr empfehlen. Du kannst mir deine Fragen in monatlichen Fachcoachings (online) stellen, an regelmäßigen Online-Workshops zu aktuellen Themen teilnehmen und bekommst darüber hinaus viele News, Inputs und Vergünstigungen, die dich im Job unterstützen.