Gehaltsangaben in Stelleninseraten in Österreich

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Recruitingpraxis

Die Gehaltsangabe in Stellenanzeigen ist in Österreich bereits seit dem Jahr 2011 Pflicht. Nach wie vor herrscht große Unsicherheit, wie diese am besten angegeben wird: brutto oder netto, Jahres- oder Monatsgehalt, oben oder unten im Jobinserat? Was passiert eigentlich, wenn du keine Gehaltsangabe im Stelleninserat machst? Dieser Blogbeitrag liefert die Antworten. 

Bevor wir uns dem Thema Gehaltsangabe in Stellenanzeigen widmen, beginne ich mit einer Frage, die mir sehr häufig gestellt wird: 

Ist das Stelleninserat eigentlich noch so wichtig? 

Ich habe diese Frage 2019 mit einem Video auf Recruiting TV beantwortet und finde, es hat sich nicht wirklich etwas verändert. Spoiler: Ja, sie sind nach wie vor wichtig lautet meine (stark verkürzte) Antwort (sorry für die schlechte Tonqualität, das war eines meiner ersten Videos überhaupt). 😅

Ja – lautet auch das Ergebnis der Studie Candidate Experience von softgarden. So starten über 40 % der Jobsuchende ihre Suche auf einer Online-Jobbörse und damit unweigerlich bei deinem Stelleninserat

Konkrete Informationen zum Gehalt erwarten sich 25 % aller Jobsuchenden, wobei die Angabe vom Gehalt in Deutschland im Gegensatz zu Österreich nicht verpflichtend ist. Stellenanzeigen mit Gehaltsangaben erreichten hier in einem A/B Test 3 x so viele Aufrufe wie Stelleninserate ohne Gehaltsangabe. 

Was ein A/B Test ist und was er für Recruitingzwecke bringt, habe ich dir auch auf Recruiting TV in einem Video zusammengefasst. 

Noch ein Tipp: Mitglieder der Recruiting Insider Community haben jederzeit Zugriff auf eine Zusammenfassung der Studie Candidate Experience 2021/22. 

Noch mehr Inputs zum Thema Stelleninserate habe ich in diesem Blogbeitrag für dich zusammengefasst. 

Jetzt aber zu den wichtigsten Fragen rund um die „Gesetzlichen Vorgabe zur Gehaltsangabe in Stelleninseraten in Österreich“

Reicht es, „marktkonformes Gehalt“ oder „Bereitschaft zur Überzahlung“ in das Jobinserat zu schreiben? Definitiv nicht. Das entspricht weder der gesetzlichen Vorgabe noch den Erwartungen deiner potenziellen Bewerber:innen. 

Die Angabe muss laut WKO 

  • betragsmäßig, 
  • unter Anführung der Zeiteinheit von Stunde/Woche/Monat, 
  • ohne anteilige Sonderzahlungen, 

erfolgen.  

Dem Gesetz genüge getan hast du mit der Angabe des kollektivvertraglichen Mindestentgelts

Doch reicht dies auch den Bewerber:innen?

Definitiv nicht. Diese wünschen sich Transparenz und Orientierung. Dies gelingt am besten durch die Angabe einer Gehaltsspanne, zum Beispiel „das Mindestentgelt beträgt zwischen EUR 2.500,– und 3.200,– brutto pro Monat auf Vollzeitbasis (38,5 Wochenstunden)“. So sieht eine Formulierung aus, die Orientierung bietet und alle wesentlichen Informationen liefert. 

Gehaltsangabe brutto oder netto 

Ob die Angabe des Gehaltes besser brutto oder netto erfolgt, richtet sich nach dem Gehalt, das für die ausgeschriebene Position bezahlt wird und nach deiner Zielgruppe: Du suchst Mitarbeiter:innen für Jobs, die eher einem niedrigen Lohnniveau entsprechen oder richtest dich gezielt an Menschen, die das Steuersystem in Österreich nicht kennen?  

Dann ist netto die bessere Wahl.  

Vergiss aber nicht, zu erklären, was der Unterschied ist. Eine mögliche Formulierung könnte sein: „In dieser Position verdienen Sie zwischen EUR 1.750,– und EUR 1.950,– netto – das bedeutet nach Abzug aller Steuern und Beiträge.“ 

Gehaltsangabe in Stellenausschreibungen monatlich oder jährlich 

Auch diese Entscheidung ist abhängig von der Funktion. Ganz einfach gesagt: je mehr Gehalt es gibt, desto eher kannst du das Jahresgehalt angeben, je niedriger das Gehaltsniveau ausfällt, desto eher schreibst du das monatliche Entgelt hin. Als ungefährer Richtwert dient ein Jahresgehalt von EUR 70.000,– brutto. Ab diesem Wert empfehle ich die Angabe jährlich. 

Gehaltsangabe in Stellenanzeigen für Teilzeitjobs in Österreich 

Soll ich das Gehalt auch für Teilzeitfunktionen auf Vollzeitbasis angeben? Bei dieser Frage bitte ich dich, gleich nochmal die beiden vorherigen Absätze zu lesen. Dann weißt du vermutlich schon, wie meine Empfehlung lautet.  

Auch hier gilt, Transparenz und Information bieten Orientierung. Je niedriger als das Gehalt ist, umso hilfreicher ist es, das Entgelt so konkret wie möglich anzugeben. Bewerber:innen sind keine Profis im Bewerben und es ist nicht ihr Job, zu wissen, wie man ein Vollzeit- auf ein Teilzeitgehalt umrechnet. 

Muss ich das Gehalt auch auf Social Media angeben? 

Laut WKO ist das Gehalt überall anzugeben, „wo ein konkreter Arbeitsplatz ausgeschrieben wird“. Ich interpretiere dies so: 

Du machst ein Posting auf Social Media, in dem es um eine konkrete Position geht: Ja – du musst auch das Gehalt angeben. 

Du veröffentlichst ein Posting, in dem du allgemein auf Jobmöglichkeiten hinweist: Nein – du musst kein Gehalt angeben. 

Was passiert, wenn ich kein Gehalt in den Stellenanzeigen angebe? 

„Wo kein Kläger, da kein Richter“ diese Redewendung trifft auch hier zu. Das bedeutet ein Verstoß muss angezeigt werden und zwar entweder von Bewerber:innen oder von der Gleichbehandlungsanwaltschaft. Bei einem ersten Verstoß gibt es nur eine Verwarnung, danach kostet die Pflichtverletzung EUR 360,–.  

Das ist die juristische Seite, viel mehr schaden Jobinserate ohne Gehaltsangabe allerdings dem Image deines Unternehmens als Arbeitgeber:in. 

In der bereits erwähnten Studie Candidate Experience ist ein Ergebnis, dass sich 25 % aller Jobsuchenden konkrete Informationen zum Gehalt erwarten.  

Gehaltsangabe im Stelleninserat – mein Fazit 

Die Angabe vom Gehalt im Stelleninserat ist in Österreich nicht nur verpflichtend. Gekonnt eingesetzt kann die Angabe auch dazu führen, dein Jobinserat von anderen abzuheben und so zu mehr Bewerbungen führen. 

Setze auf die Gehaltsangabe im Jobinserat damit Recruiting für dich wieder einfach wird. 

Herzliche Grüße 

Claudia 

P.S.: Wenn du u.a. wissen möchtest, wie du mit Gehaltswünschen von potenziellen Mitarbeiter:innen im Kennenlerngespräch umgehst, komm am 09.11.2022 in den Online Workshop mit Gehaltsexpertin Martina Ernst