Funktionieren Chatbots im Recruiting?

Wer sich jetzt fragt: „was bitte ist ein Chatbot?“, dem geht es wie mir vor nicht allzulanger Zeit. Nicht genug, das wir uns im Recruiting nicht nur mit Menschen sondern auch mit Zahlen beschäftigen müssen, geht es jetzt auch noch um Technik 😉 Aber keine Sorge alles halb so wild.

Bevor wir testen können, ob Chatbots im Recruiting funktionieren, sollten wir wissen, worum es überhaupt geht. Ich bedanke mich gleich mal bei Stefan Scheller, der hier wunderbar beschreibt „um was es bei Chatbots geht, welche enormen Potenziale sie haben„. Danke dafür, erspare ich mir das hier an dieser Stelle einfach. Was ich mir natürlich nicht erspart habe, ist der Test der österreichischen Lösung, Mr. Hokify.

Warum setzt Hokify auf Chatbots? Dazu Karl Edlbauer, Mitgründer und Geschäftsführer von hokify: „Die Kommunikation per E-Mail ist vom Aussterben bedroht. Wuchsen die Generationen X (geboren von 1965 bis 1980) und Y (geboren von 1980 bis 2000) noch Großteils ohne Smartphone, Tablet und auch Laptop auf, ist diese Technologie für Digital Natives seit Kinderjahren kaum mehr wegzudenken. Mit dieser Veränderung und der Verbreitung von Facebook Messenger, Skype, Whatsapp und Co ist die E-Mail überholt. Die neuen Kommunikationsmittel sind schneller, direkter und intelligenter. So kann man zum Beispiel im Facebook Messenger mit einem Chat Bot (eine Anwendung auf Basis künstlicher Intelligenz) kommunizieren und von diesem passende Jobvorschläge erhalten.

Mr. Hokify ist also Österreichs erster Chatbot auf Facebook, der Bewerberinnen bei der Jobsuche helfen soll. Eine genauere Beschreibung gibt es auf dem Blog von Mr. Hokify. Verwirrung stiften könnte der Brutkasten Artikel „Mr. Hokify: Intelligenter Chatbot findet passende Mitarbeiter„. Mr. Hokify ist nämlich KEIN Sourcing-Tool. Ich habe die Probe aufs Exempel gemacht und nicht nach Jobs sondern nach Bewerberinnen im Bereich Personalverrechnung gesucht. (Und jetzt kommt der wirklich Praxistest: Ich habe mich nämlich vertippt 😉 so wie das sicher ganz vielen Leuten andauernd passiert. Hat Mr. Hokify elegant gelöst finde ich. Kleiner Exkurs zum Thema Sourcing: immer mitdenken bitte, dass Tippfehler passieren können).

Das erkennt Mr. Hokify allerdings nicht und nimmt an, ich suche einen Job in dem Bereich.
Auch ok, teste ich eben mal als Jobsuchende weiter und leider nein, Mr. Hokify wird hier nicht fündig.

Das ist insofern verwunderlich, da wir aktuell einen entsprechenden Job bei hokify gepostet haben und auch Bewerbungen erhalten. Naja Mr. Hokify muss eben noch lernen. Nett finde ich persönlich die „österreichische Note“ im Wording.

In die Kerbe „Chatbots als Active Sourcing Tool“ schlägt allerdings  #slackhackhr, die mit ihrem Prototyp den 2. Platz beim HR Hackathon 2016  belegt haben. Da bin ich schon gespannt, ob und wie sich das weiter entwickelt.
Natürlich haben wir auch diesmal keine Kosten und Mühen gescheut 😉 und auch die Bewerber-Sicht getestet.

Hier die Eindrücke von Kenny:
„Die ganze Suche wird im Chatverlauf von Facebook abgewickelt. Mr. Hokify soll sich meine Vorlieben merken und mir relevante Jobangebote vorschlagen. Ich war gespannt, habe mein Smartphone geschnappt und gleich einmal Mr. Hokify angeschrieben. Die ersten Schritte waren ganz einfach: Mit einer schnellen Suche auf Facebook nach „Mr. Hokify“ erschien auch gleich die offizielle Profilseite von Mr. Hokify. Ein Klick auf „Nachricht senden“, ein kurzes „Hallo!“ und schon hat mich der Chatbot nach Branche und Ort der gesuchten Stelle gefragt.

Mit meiner Antwort: „Ich suche eine Stelle im Personalwesen in Wien.“, habe ich schnell die Grenzen des Chatbots überschritten. Ein ganzer Satz war ihm doch zu viel, ein kurzes „Personalwesen in Wien“ verstand er schließlich und präsentierte mir fünf relevante Jobangebote.

Je nachdem, was im Titel des Jobangebotes steht, beschränkte sich die Information zu den Jobangeboten im Chatverlauf auf die gesuchte Stelle und das Unternehmen. Das ist mir für eine Jobsuche jedoch zu wenig an Information. Was mir an der Hokify-App gut gefällt, ist, die schnelle Übersicht zu Stelle, Unternehmen, Standort, Arbeitszeit und Gehalt, dass man auf einem Blick erhält.

Dies fehlt bei der Übersicht im Chatverlauf leider komplett. Für nähere Informationen öffnet sich Hokify als App bzw. im Internetbrowser.  Mit dem Klick auf „Mehr Jobs“ präsentierte mir Mr. Hokify weitere fünf Jobangebote. Danach war Mr. Hokify aber leider sprachlos. Eine weitere Möglichkeit, die Jobsuche einzugrenzen, habe ich nicht gefunden. Auch habe ich es vermisst, dass mich Mr. Hokify, ob ich mit dem Ergebnis zufrieden bin oder nach etwas anderem suchen möchte.

Fazit: Mr. Hokify ist eine gute Idee, die meiner Meinung nach noch nicht ganz fertig ist. Bei der Übersicht über Jobangebote wünsche ich mir die gleiche Kurzübersicht, wie in der App, da mir Stellenname und Name des Unternehmens zu wenig sind und ich daher erst recht auf der Hokify-App meine Suche fortsetzen muss. Nett wäre es, wenn ich noch gefragt werde, ob die Suche weiter eingegrenzt oder gar erneuert werden soll.“

Ja so sieht das also jemand aus der Zielgruppe. Und falls das jetzt nicht deutlich wurde: natürlich findet Mr. Hokify  nur Jobangebote, die auf hokify gepostet wurden und durchsucht nicht „das ganze Facebook“.  Und natürlich kann man Bewerbungen via facebook generieren, aber das ist eine andere Geschichte und mindestens einen eigenen Blogbeitrag wert.

Und wem das alles jetzt nicht zu technisch war und wer Lust bekommen hat, gleich selbst z.B. für die unternehmenseigene Karrierewebsite einen Chatbot zu bauen, hier gibt’s die Anleitung von Alexander von der wollmichsau. Lasst mich wissen, ob und wie Chatbots bei euch im Recruiting eingesetzt werden und wie erfolgreich ihr damit seid!

Herzliche Grüße 

Claudia

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