Female Recruiting 2022

Weltfrauentag – es ist wieder einmal so weit. Einmal im Jahr holen Unternehmen Frauen vor den Vorhang und zeigen glückliche Mitarbeiter:innen an ihren Arbeitsplätzen. Warum mich das – gelinde gesagt – aufregt und warum es viel zu kurz gegriffen ist, bei Female Recruiting ausschließlich an Frauen zu denken. 

Weißt du, was mich so richtig ankotzt? Wir haben das Jahr 2022 und ich habe immer noch das Gefühl, ich muss Blogbeiträge zum Thema Female Recruiting schreiben. Sollte das nicht längst kein Thema mehr sein? Ist es nicht. Weltfrauentag hin oder her – heute verrate ich dir, die eine Maßnahme, die wirklich funktioniert, wenn du dein Female Recruiting optimieren möchtest.

Beispielgeschichte

Lass mich vorher noch eine Geschichte erzählen: Stell dir vor, Barbara und Gabriel. Beide in der IT tätig, Barbara in einer Teamleitungsfunktion und Gabriel als Softwareentwickler. Nach der Geburt ihres zweiten Kindes und einer gewissen Zeit in Elternkarenz beschließen sie für sich das Modell: wir arbeiten beide ab sofort 32 Wochenstunden. Im Unternehmen, in dem Barbara tätig ist, wird das mit großer Freude und Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Man hat gar nicht mit so vielen Stunden gerechnet. 

Die Rückmeldung von Gabriels Vorgesetzten lautet: Das geht bei uns nicht! Ganz (sprich Vollzeit) oder gar nicht. Möchtest du raten? Gabriel hat sich für gar nicht entschieden und sich einen neuen Job gesucht. Den hat er – welch Überraschung – auch sehr schnell gefunden: 32 Wochenstunden, kürzerer Arbeitsweg als bisher und außerdem Home-Office-Möglichkeit (du hast nicht angenommen, dass dies bei seiner vorherigen Arbeitgeber:in möglich war, oder?). Ich verrate dir jetzt noch, dass genau dieses Unternehmen mit der „ganz oder gar nicht“ Attitüde regelmäßig zu den Top-Arbeitgebern der Region gewählt wird – aber das ist eine andere Geschichte. 

Du denkst jetzt sicher, aber was zum Teufel hat Gabriel’s Geschichte mit Female Recruiting zu tun? 

Alles sag ich dir – einfach alles! 

Female Recruiting in der Arbeitswelt

Diesen Screenshot habe ich extra für diesen Moment aufbewahrt. Ok, das stimmt nicht, ich zeige ihn immer wieder auch bei Vorträgen und Workshops her. Denn die Aussage bringt es so ziemlich auf den Punkt, was bei Female Recruiting und generell in der Arbeitswelt falsch läuft: 

Posting-Text mit Kritik über das Arbeitsweltsystem

Es geht nicht (nur) darum:

  • in Jobinseraten gezielt Frauen anzusprechen
  • mit diversen Initiativen mehr Frauen in die Technik zu holen
  • Frauen gleich zu entlohnen wie Männer (das heißt bitteschön nicht, dass ich diesen Punkt nicht sehr wichtig finde)

Es geht im Female Recruiting darum, eine wirkliche gute Arbeitgeber:in für ALLE Menschen in deinem Unternehmen zu sein und so dein Employer Branding zu verbessern. Arbeitszeitmodelle und Rahmenbedingungen einzuführen, die wirklich einen Vorteil bieten (und nicht die 100. Yogastunde anzubieten – ich übertreibe, aber du weißt, was ich meine).

Das klingt nach Aufwand?

Ja, verdammt, das ist auch aufwendig. Aber es wird Zeit, einmal daran zu denken, welchen Aufwand die Menschen in deinem Unternehmen haben, um einfach ALLES immer unter einen Hut zu kriegen und dann auch noch in ihrem Job wirklich gute Leistung zu liefern. Denn um nichts anderes geht es am Ende des Tages.

Mein Appell

Und komm mir jetzt bitte nicht mit – das geht aber wirklich nicht! Stell dir vor, jetzt kommt jede und will die Arbeitszeit verkürzen.

  1. Es kommt NICHT jede – das garantiere ich dir. Weil es ja auch Menschen gibt, die unbedingt Vollzeit arbeiten wollen oder MÜSSEN.
  2. Und selbst wenn es so wäre: gute Gelegenheit mal die veralteten Prozesse und Meeting Strukturen unter die Lupe zu nehmen – da ist sicher bei sehr vielen Unternehmen noch Optimierungspotenzial vorhanden.
  3. Nimm das gleich als Gelegenheit wahr und shifte die frei gewordenen Stellen um in einen Nebenjob – für Menschen, die noch in Ausbildung oder in Karenz sind.

Das ist nicht der Weisheit letzter Schluss und ich bin sicher, dir fallen noch deutlich mehr Möglichkeiten ein, garantiert – aber das wäre doch einmal ein Anfang, oder?

Falls du dich fragst: Barbara und Gabriel gibt es wirklich, sie sind gute Freunde von mir. Die Namen wurden von der Redaktion (sprich von mir) natürlich geändert.

Schaffe gute Arbeitsbedingungen für alle Menschen in deinem Unternehmen – damit Female Recruiting wieder einfach wird.

Herzliche Grüße
Claudia