Bewerbungsprozess für die Katz

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Recruitingpraxis

Ein Hund im Büro lässt Mitarbeiter, Unternehmen und Hunde gesünder sein.“ Ich liebe Hunde. Hätte ich aktuell einen, würde ich ihn wohl auch mitnehmen ins Büro (ein Vorteil der Selbstständigkeit). Im Recruitingprozess mag ich keine Überraschungen. Was das mit Hunden zu tun hat und warum ein Hund ausschlaggebend für die Zu- oder Absage von Bewerberinnen sein kann.

Das Zitat stammt von der Website des Bundesverband Bürohund in Deutschland. Eine ähnliche Institution in Österreich kenne ich nicht. Ich kenne allerdings viele Menschen, die einen Hund haben, die wenigsten dürfen ihn ins Büro mitnehmen.  Kununu widmen diesen Dienstag dem Welthundetag einen eigenen Blogbeitrag. Und wenn man die Bewertungen auf kununu ansieht, stehen hundefreundliche Jobs unter den Top 3 der meist gewünschten Benefits von Bewerberinnen.

karriere.at gibt schon 2012 Tipps zum Umgang mit Hunden im Büro. Aber hier geht es immer um die Situation, wenn man schon im Unternehmen arbeitet. Da ist es aus meiner Sicht zu spät. Konkret meine ich nämlich die Recruitingphase. Nicht nur, dass ich gerne wüsste, wie der Bewerbungsprozess abläuft, ich wüsste als Bewerberin wohl auch gerne, dass mir beim Bewerbungsgespräch vermutlich ein oder mehrere Hunde begegnen werden. Weil ich eventuell allergisch reagieren könnte. Wer mich mal erlebt hat, wie ich ohne Antiallergikum auf Katzen reagiere, weiß mit Sicherheit, ein Bewerbungsgespräch ist da mit mir nicht mehr möglich. Zugeschwollene Augen und Nase führen nicht geradewegs zu einer positiven Candidate Experience. Und vielleicht ziehe ich dann nicht die weiße Hose an. Ich kenne Menschen, die haben schlicht und einfach Angst vor Hunden. Da ist doch der ganze Bewerbungsprozess für die Katz (äh sorry ich weiß, es geht eigentlich heute um Hunde).

Ich habe vor einiger Zeit Hearings für eine Co-Geschäftsführungsposition moderiert. In der Früh kommt einer der Geschäftsführer und hat seinen Hund im Schlepptau (sie war super brav, man hat sie wirklich nicht bemerkt). Auf meine Frage, ob die Bewerberinnen wissen, dass heute auch ein Hund dabei ist, bekam ich die Antwort: „Nein aber der ist immer da und dann kann ich gleich schauen, wie sie reagieren.“ Da war es natürlich zu spät. Aber was habe ich daraus gelernt? „Hund“ kommt in die Checkliste für die Vorbereitung ;-).

Worauf ich eigentlich hinaus will. Ein Hund im Büro bedeutet für die Einen ein absolutes Plus im Sinne der Arbeitgeberattraktivität. Für die Anderen aber ein klares No Go. Und wäre es nicht hilfreich, wenn alle Beteiligten davon wüssten? Dann schafft man klare Verhältnisse und macht niemanden falsche Hoffnungen.
Zeigt her eure Hunde und macht transparent, ob ihr ein hundefreundliches Unternehmen seid oder ob ich meinen Hund (aus welchem Grund auch immer) eben nicht mitnehmen kann. Beides ist ok und für beide Varianten wird es Befürworterinnen und Gegnerinnen geben. Transparenz ist angesagt.

Ich kann mich gut an eine tolle Bewerberin erinnern, eine Softwareentwicklerin, händeringend gesucht. Wir haben zwei Bewerbungsrunden gemeinsam hinter uns gebracht, alle waren begeistert. Und dann kam der Moment, den Recruiterinnen am meisten fürchten: das Vertragsgespräch. „Ok I’m fine with all conditions. But I have one last question.“ Da war sie, die Frage, die meine Laune in 2 Sekunden von 100 auf 0 katapultiert hat: „Is it allowed to bring my dog with me?“. In diesem Unternehmen war es das leider zu diesem Zeitpunkt nicht. Ja klar, mit der Info hätte sie auch früher rausrücken können. Hat sie aber nicht. Und ich habe es damals nicht für relevant gehalten, ihr im Erstgespräch die NO Dog Policy mitzuteilen. Blöde Situation.

Und so einfach kann es gehen:
Entscheiden, ob Hunde erlaubt sind oder nicht und das auch klar kommunizieren. Auf der (Karriere-)Website, bei den Stelleninseraten, Social Media … überall wo es Touchpoints mit Bewerberinnen gibt!
Dadurch kommt es sofort zu einer Selektion der Bewerberinnen. Und wer jetzt Angst hat, Leute dadurch zu verlieren, die ist berechtigt. Aber ihr verliert sie in jedem Fall. Mit der Transparenz spart ihr euch und den potenziellen Mitarbeiterinnen allerdings viel Aufwand und müsst weder Bewerberinnen noch Führungskräfte (noch Hunde ;-)) enttäuschen. Denn jemand, der seinen Hund zur Arbeit mitnehmen möchte und nicht unbedingt auf einen Job angewiesen ist, entscheidet sich garantiert für das Unternehmen, wo er Bello & Co mitnehmen kann.

Herzliche Grüße
Claudia