Active Sourcing und Social Media Recruiting spielen bei der Suche nach neuen Mitarbeiter:innen eine immer wichtigere Rolle. Dies bestätigt auch die Studie „Recruiting Trends 2020“ – durchgeführt von der Uni Bamberg. Es wird beleuchtet, welche Kanäle von Unternehmen, aber auch von Bewerber:innen, verwendet werden. Weitere Ergebnisse der Studie habe ich in diesem Beitrag für dich zusammengefasst.
Hinweis: Dieser Blogbeitrag wurde 2020 erstmals veröffentlicht und 2023 aktualisiert.
In der Studie „Recruiting Trends 2020“ gibt es unter anderem Informationen und Erkenntnisse zu folgenden Themen:
Kanäle, Strategien und Maßnahmen im Recruiting- und Active Sourcing-Prozess
Während Unternehmen vorwiegend auf die eigene Website, Internet-Stellenbörsen und Agenturen setzen, so suchen die dem gegenüber stehenden Kandidat:innen überhaupt erst an vierter Stelle auf Unternehmenswebsites.
Die ersten drei Plätze gehen nämlich an Internet-Stellenbörsen, Karrierenetzwerke (LinkedIn und Xing) und Suchmaschinen. Prognostiziert wird in der Studie, dass vor allem Karrierenetzwerke in den nächsten Jahren zunehmend an Bedeuting gewinnen werden. Eine große Rolle spielen für Jobsuchende, die gerne von einem Unternehmen gefunden werden möchten, auch Empfehlungen durch Bekannte. Auf die Frage, ob sie Personalvermittlungen in Anspruchen nehmen würden, antwortete die deutliche Mehrheit (62,4%) mit Nein.
Einstellung von Kandidat:innen zu Active Sourcing
Rund ein Siebentel aller offenen Jobs wird über Active Sourcing besetzt. Auf Seiten der Beschäftigten ist es sogar ein Fünftel der Befragten, die angeben, den letzten Job deshalb gewechselt zu haben, weil man direkt angesprochen wurde. Gemeint ist hiermit der Erstkontakt via Direktansprache durch das betreffende Unternehmen. Vergleichsweise gering fällt der Anteil an Jobs durch Erstkontakte über Printmedien, Unternehmenswebsites oder Personalberater/Headhunter aus: Nur etwa jede:r zwanzigste Kandidat:in ist im aktuellen Job über einen dieser Kanäle gelandet.
Auffällig ist auch, dass die mittels Direkatansprache Kontaktierten sich zuletzt häufiger zurückgemeldet haben. Bei IT-Unternehmen waren es im Jahr 2020 sogar mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr zuvor. Das könnte daran liegen, so die Autor:innen der Studie, dass Jobsuchende sich auch ihrerseits vermehrt darum bemühen, den Kontakt zu für sie interessanten Unternehmen zu pflegen. Und zwar unabhängig davon, ob sie aktuell auf Jobsuche sind oder nicht.
Der hierfür von potenziellen neuen Mitarbeiter:innen bevorzugte Kanal ist das private E-Mail-Konto. Danach folgen mit Abstand das geschäftliche E-Mail-Konto, Telefon und Nachrichten über ein Karrierenetzwerk (LinkedIn oder Xing).
Risiken von Active Sourcing
Was passiert, wenn es zu viel wird? Die größte Gefahr beim Active Sourcing besteht darin, dass man als Unternehmen als nervig empfunden wird. Das hat dann nämlich sogar den gegenteiligen Effekt zur Folge: Kandidat:innen bewerben sich nicht, weil es ihnen zu viel wurde. Im schlimmsten Fall kann sich das auch negativ auf das Recruiting insgesamt und sogar darüber hinaus auswirken. Meistens aber (rund ein Fünftel der Befragten) reagieren potenzielle Kandidat:innen trotzdem auf eine persönliche Nachricht, um den Kontakt zum Unternehmen zu halten.
Rekrutierende Betriebe müssen darauf achten, dass sie niemanden mit Nachrichten überreizen und, dass die versendeten Direktnachrichten für deren Empfänger:innen tatsächlich interessant sind bzw. zu ihren Fähigkeiten passen. Das bedeutet natürlich einen deutichen Mehraufwand. Aber daran führt kein Weg vorbei: Standardisierte Nachrichten ohne persönlichen Bezug, die womöglich auch inhaltlich nicht wirklich treffsicher sind, müssen unbedingt vermieden werden.
Relevanz von Social Media Kanälen
Im Gegensatz zu den Jahren davor zeigt sich 2020 ein professioneller und langfristig geplanter Social-Media-Einsatz durch Unternehmen. Es wird meist von vorne herein strategisch unterschieden zwischen Imagewerbung für den Betrieb und der Kommunikation offener Stellen. 40% verfolgen eine explizite Strategie zur Personalbeschaffung via Social Media und auch die Evaluierung der Effektivität aller Maßnahmen nimmt stark zu. Im Jahr 2020 geben knapp 70% der befragten Unternehmen an, Mitarbeiter:innen speziell für Social-Media-Aktivitäten zu beschäftigen und über 60% erklären, dass die Maßnahmen für Personalbeschaffung via Social Media mit anderen Maßnahmen abgestimmt werden. So etwas wie einen Redaktionsplan hat gut ein Drittel der Befragten erstellt.
Auch (zukünftige) Mitarbeiter:innen sehen Social-Media-Aktivitäten im Recruiting von Unternehmen mit 60% positiv. Viele von ihnen sind tatsächlich vorwiegend deshalb im Zuge eines Bewerbungsprozesses auf Social-Media-Kanälen aktiv weil sie denken, dass es von ihnen in diesem Zusammenhang erwartet werden würde. Ein, mit 40% durchaus ernstzunehmender, Teil ist der Ansicht, dass die Relevanz von Social-Media im Rahmen von Bewerbungsprozessen rückläufig wäre. Der größte Anteil der Vertreter:innen dieser Perspektive sind allerdings in der Baby-Boomer-Generation (aktuell 57 Jahre und älter) zu finden. Sie werden also in einigen Jahren kaum mehr am Arbeitsmarkt vertreten sein.
Die 10 Jahres-Prognose der Studie kündigt an, dass die Relevanz von Karrierenetzwerken, Spezialist:innen-Foren und Blogs für die Suche nach Informationen über Unternehmen weiter zunehmen wird. Deshalb wird es weiterhin außerordentlich wichtig für Unternehmen sein, sich auf Social-Media-Kanälen zu präsentieren und zu positionieren. Angaben von Kandidat:innen zufolge wird der Trend eher in Richtung von Karrierenetzwerken und Spezialist:innen-Foren gehen. Andere Kanäle, wie beispielsweise Facebook oder YouTube, werden bevorzugt privat genutzt werden.
Schon heute suchen Menschen zu rund 25% auf Karrierenetzwerken wie LinkedIn und Xing nach neuen Jobs. Diese Tendenz wird sich in den kommenden Jahren weiter ausbauen.
Active Sourcing und Social Media Recruiting als ideale Kombination
Die Frage, ob Active Sourcing für jede Zielgruppe passend ist, habe ich in einem Video auf Recruiting TV zum Thema Active Sourcing beantwortet.
Natürlich spielen Plattformen eine wichtige Rolle im Active Sourcing. Wenn du also künftig als Recruitingmaßnahme darauf setzen möchtest, dann solltest du dich auch mit Social Media auseinandersetzen und die diesbezüglichen Möglichkeiten auch gleich für dein Recruiting nutzen. Beides gemeinsam ist nämlich eine großartige Kombination im „Kampf“ gegen den Arbeitskräftemangel.
- Active Sourcing ist als Teil der Recruitingstrategie eine aktive, ergänzende und mittelfristig wirkungsvolle Recruiting-Maßnahme. Active Sourcing ist Mindset UND Methode.
- Social Media Recruiting ist die Nutzung von sozialen Medien, um Jobmöglichkeiten zu platzieren. Social Media Recruiting bedeutet aber vor allem auch, als Arbeitgeber:in sichtbar zu sein.
Beim Active Sourcing geht es darum, herauszufinden, wo sich deine potenziellen Kolleg:innen aufhalten, mit ihnen in Kontakt zu kommen und auch zu bleiben. Detaillierter habe ich das in einem Blogbeitrag rundum die Frage, ob Active Sourcing auch 2023 als Recruiting-Maßnahme noch „in“ ist, beschrieben. Social Media Recruiting ist eine Möglichkeit, erst einmal darauf hinzuweisen, dass es dich und dein Unternehmen gibt. Du kannst so ganz einfach einen Blick hinter die Kulissen gewähren. Das interessiert potenzielle Mitarbeiter:innen viel mehr, als „Hochglanz-Broschüren“. Das können ganz profane Dinge sein, wie zum Beispiel ein Schnappschuss von einem Meeting, dem Mittagessen im Betriebsrestaurant oder den Arbeitsplätzen. Dabei geht es streng genommen wohl eher um Employer Branding. Am Ende zahlen aber alle Maßnahmen darauf ein, offene Positionen zu besetzen. Je mehr Reichweite du mit deinen Inhalten auf Social Media bei deiner Zielgruppe erreichen kannst, desto besser.
Active Sourcing, Employer Branding oder Social Media Recruiting?
Wie du siehst, verschwimmen die Grenzen manchmal: unterschiedliche Maßnahmen, Tools, Methoden und Zugänge. Was sie gemeinsam haben ist das Ziel, nämlich als potenzielle und ansprechende Arbeitgeber:in wahrgenommen zu werden. Das erreichst du, wenn du die Möglichkeiten der einzelnen Maßnahmen kennst und in der richtigen Kombination einsetzt. Das macht deinen Job jetzt nicht unbedingt einfacher, ich weiß. Warum Active Sourcing kein Job für Recruiter:innen ist, habe ich in einem eigenen Beitrag erläutert und was du in der Direktansprache besser nicht machst, habe ich ebenfalls bereits veranschaulicht.
Du möchtest mehr über Active Sourcing erfahren und das im Idealfall gemeinsam mit deinen Kolleg:innen – entweder im Recruiting Team oder auch aus den Fachbereichen? Dann empfehle ich dir meinen Onlinekurs „Active Sourcing von A – Z“, der ist jederzeit für dich verfügbar.
Praxistipp
Geht es etwa darum, einen konkreten Job zu promoten, kannst du die Kolleg:innen und Führungskräfte auf Social Media taggen (also auf sie verlinken und natürlich nur, wenn sie einverstanden sind). So erhöhst du nicht nur die Reichweite deines Jobpostings, sondern bist vor allem sehr nahe an der gewünschten Zielgruppe dran. Und schon ist der erste Schritt im Active Sourcing getan.
Verknüpfe also deine Maßnahmen zu Active Sourcing und Social Media Recruiting – damit Recruiting wieder einfach wird.
Herzliche Grüße
Claudia
PS: Ich habe die fünf häufigsten Fehler im Active Sourcing für dich zusammengefasst. Du kannst das verlinkte pdf einfach downloaden.