Ist Active Sourcing auch im Jahr 2023 ist noch „in“? Immer mehr Recruiter:innen wenden sich mit der Frage an mich: „Sollen wir auch Active Sourcing betreiben?“ Eine ausgezeichnete Frage, die – wie so oft – nicht ganz so einfach zu beantworten ist. Hier eine erste Entscheidungshilfe und die Antworten auf die Fragen „Was ist eigentlich Active Sourcing und worin unterscheidet es sich von Recruiting?“.
Hinweis: dieser Blogbeitrag wurde 2018 verfasst und 2023 aktualisiert.
Was ist Active Sourcing & was macht es aus?
Active Sourcing ist eine Maßnahme, die üblicherweise ergänzend – also on top – zu Recruiting Aktivitäten durchgeführt wird.
Dabei gehen wir in drei Phasen vor:
- Suche und Identifizierung von Kandidat:innen
- Ansprache und Kontaktaufnahme
- (Beziehungs-)Management oder Candidate Relationship Management
Oft wird unter Active Sourcing allerdings „nur“ die Identifikation und Ansprache verstanden und ich werde in erster Linie darum gebeten, zu erklären „wo wir denn Kandidatinnen und Kandidaten finden“. Dies ist zu kurz gegriffen.
Ich habe schon 2015 beschrieben, wie Active Sourcing nicht funktioniert. Nachrichten auf XING oder LinkedIn senden und hoffen, dass jemand antwortet – das ist nicht Active Sourcing! Im besten Fall ist das Direktansprache (und die leider oft schlecht gemacht). Warum du die beiden Methoden nicht gleichsetzen solltest, erläutere ich in diesem Video auf Recruiting TV.
Du willst einfach und unkompliziert, am besten schon morgen, wissen, welche Aufgaben und Kosten damit verbunden sind, was du unbedingt beachten musst und wie man am besten vorgeht, damit es möglichst einfach funktioniert? Die Antworten auf alle diese Fragen (und natürlich noch mehr) 😉 liefert dir mein Onlinekurs Active Sourcing von A – Z. Fünf Module, umfassendes Videomaterial – ideal für Recruitingverantwortliche, HR-Teams und Führungskräfte. Mit sofort anwendbarem Praxiswissen, damit du gleich durchstarten kannst. Und das Beste daran: Du holst dir das Know-how einfach, wo und wann immer du willst, denn die Inhalte sind jederzeit für dich abrufbar.
Du liest dich lieber noch etwas ein? Hier geht es weiter:
Active Sourcing
- ist ein anderer Ansatz als Recruiting – es geht um Beziehungsmanagement
- ist (im Gegensatz zu Recruiting) proaktiv und hängt nicht von Headcounts ab
- ist ein kontinuierlicher Prozess
- braucht fachliches Know-How
Es gibt zwei Varianten: Selbst Active Sourcing Inhouse-Kompetenz aufbauen und entsprechende Ressourcen zur Verfügung stellen oder (zumindest den ersten Teil) auslagern. Die Alternative ist, es mit entsprechend spezialisierten Personalberatungen, die ganz auf eine bestimmte Zielgruppe ausgerichtet sind, zusammenzuarbeiten und diese im Bedarfsfall zu beauftragen.
Die drei Phasen des Active Sourcing
Vorab muss klar sein: Active Sourcing benötigt Ressourcen, und zwar sowohl aus dem Fachbereich als auch aus HR (darum machst du meinen Onlinekurs am besten direkt mit deinen Hiring Managern gemeinsam).
Jetzt aber zu den drei Phasen:
Suche und Identifizierung von Kandidatinnen und Kandidaten
Wie jedes Recruitingprojekt starten wir mit einer Zielgruppendefinition. Das kann mittels Candidate Persona oder ausführlichen und fundierten Briefinggesprächen sein. Im nächsten Schritt gilt es, geeignete Kanäle wie Plattformen, Konferenzen oder Medien zu definieren. Und dann beginnt die Suche. Dabei ist es wichtig, nicht nur Profile, die auf den ersten Blick gut und passend erscheinen zu beachten, sondern vor allem auch, die mit den „bunten“ oder nicht so aussagekräftigen Profilen. Dies hat erstens den Vorteil, dass sich nicht alle anderen auch auf diese Personen „stürzen“ und dass man so auch manches Juwel entdeckt. Verkäuferisches Geschick ist hier durchaus gefragt, da viele Führungskräfte (noch) nicht damit umgehen können, keinen oder einen nicht herkömmlichen CV zu erhalten.
Für die Recherche gibt es unterschiedliche Tools, vieles ist kostenfrei möglich, Google zum Beispiel ist ein tolles Tool. Ob sich ein Tool wie der XING Talentemanager, LinkedIn-Recruiter oder andere lohnen, hängt davon ab, wie viel Budget man zur Verfügung hat und wie groß das Potenzial der Kandidat:innen ist. Zusätzlich würde ich in jedem Fall testen, wie gut ich mit dem Tool umgehen kann. Meist gibt es eine kostenfreie Testphase, die schadet ja nie 😉.
Für die erste Phase ist es daher notwendig, über gute Recherchefähigkeiten, digitale Kompetenz und ein wirklich gutes Verständnis über die Funktion zu verfügen.
Ansprache und Kontaktaufnahme
Für die Ansprache brauchen wir Kontaktdaten. Das kann direkt über eine Plattform sein oder via Mail oder telefonisch. Tools wie der onlyfy TalentManager sind dann notwendig, wenn ich eine sehr große Gruppe an potenziellen Kandidat:innen auf der Plattform habe. Dann komme ich mit dem Nachrichtenkontingent, die ich mit einem Premium Profil pro Monat an Leute, die (noch) keine Kontakte sind senden darf sehr wahrscheinlich nicht aus.
Für die Ansprache sind somit sehr gute Kommunikationsfähigkeit, Empathie und auch Marketingkompetenz von Vorteil.
(Beziehungs-)Management oder Candidate-Relationship-Management
Die größte Herausforderung ist aus meiner Sicht Phase Nummer drei. Das Management aller Kontakte. Im ersten Projekt wirkt das vielleicht noch gar nicht herausfordernd, aber spätestens nach einer gewissen Zeit hat man Mühe, alle gefunden Profile nicht nur irgendwo abzuspeichern, sondern vor allem den Kontakt nicht zu verlieren. Dafür benötigt man sehr gute Projektmanagement Fähigkeiten, muss strukturiert vorgehen und über ein optimales Zeitmanagement verfügen.
Wann lohnt es sich, Active Sourcing Inhouse zu implementieren?
Active Sourcing lohnt sich weniger, um ab und zu einzelne Positionen zu besetzen. Sobald du mehrmals über einen längeren Zeitraum hinweg idente oder sehr ähnliche Jobprofile zu besetzen hast, solltest du darüber nachdenken (bzw. im Idealfall natürlich umsetzen). Berechne, wie hoch deine Kosten für etwaige Personalberatungen sind und wie hoch die Kosten der unbesetzten Stellen sind. Wenn dies zumindest in der Größenordnung einer (Teilzeit-) Active Sourcing Funktion sind, dann ist die Argumentationsbasis schon gegeben. Vergiss nicht, dass auch Kosten für das eine oder andere Tool dazu kommen.
Ist Active Sourcing immer angebracht – also zum Beispiel auch in Krisenzeiten?
Der Antwort auf diese Frage habe ich einen eigenen Blogbeitrag gewidmet, den kannst du hier nachlesen.
Ich hoffe mein Überblich hilft dir, um eine erste Entscheidung treffen zu können.
Herzliche Grüße
Claudia
P.S.: Das pdf mit den 5 häufigsten Fehlern im Active Sourcing kannst du ganz einfach hier downloaden.