Mehr Schein als Sein? Arbeitgebersiegel haben als Qualitätsmerkmal durchaus ihre Berechtigung, dürfen aber niemals zum Selbstzweck werden, denn eines ist fix: Ein Siegel allein besetzt keine offenen Stellen.
Haben Arbeitgebersiegel einen Effekt auf Jobsuchende?
Bitte versteh mich nicht falsch: Ich finde Arbeitgebersiegel grundsätzlich toll, sie zeichnen schließlich jene Unternehmen aus, die sich besonders für ihre Mitarbeiter:innen engagieren. Außerdem sind Menschen heute gewohnt, auf Siegel und Zertifikate zu achten. Wir kennen das zum Beispiel aus der Tourismusbranche, wo wir ganz gezielt Bewertungen durchlesen, bevor wir uns für unsere nächste Urlaubsdestination entscheiden. Diverse Studien und Umfragen bestätigen diesen Effekt.
Sie haben für Jobsuchende also sicher eine Bedeutung als Qualitätsmerkmal. Bringen sie dir aber auch mehr Bewerber:innen? Sorry, dass ich jetzt wieder die Spaßbremse spiele, aber die Antwort auf diese Frage lautet: „Leider nein.“
Arbeitgebersiegel: Alles, was du wissen musst
Es gibt im deutschsprachigen Raum unzählige davon, international natürlich gleich noch viele mehr. Hier kommt ein kleiner Auszug der bekanntesten für dich:
- Great Place To Work
- Kununu Top Company-Siegel
- LinkedIn Top Companies Österreich
- Best Recruiters
- Open IT Employer (dev-jobs.at)
- Audit Beruf & Familie
- Female Factor (kein klassisches Siegel, aber es findet eine Überprüfung statt)
- ALC- Austrian Leading Companies Award
Video-Tipp: Mit Doris Palz von Great Place to Work spreche ich im Interview über die derzeitige Situation am Arbeitsmarkt, Recruiting in der Krise und die neuesten Recruiting-Strategien.
Arbeitgebersiegel im Vergleich
Grundsätzlich unterscheidet man drei Arten von Arbeitgebersiegeln:
- Verleihung durch Befragung der Mitarbeiter:innen (z. B. Great Place To Work)
- Arbeitgebersiegel, die man kaufen kann (hier nenne ich bewusst keine Beispiele)
- Arbeitgebersiegel oder Awards, die verliehen werden (z. B. Kununu Top Company Siegel, LinkedIn Top Companies)
Welche Arbeitgebersiegel passen zu deinem Unternehmen?
Es gilt: Klasse vor Masse, denn nicht jedes Siegel passt auch zu deinem Unternehmen. Erstrebenswert sind aus meiner Sicht nur jene, die auch relevant für deine Zielgruppe sind. Wenn ihr euch zum Beispiel als besonders familienfreundliches Unternehmen positioniert, ist das Audit Beruf und Familie für euch wichtiger als der LinkedIn Top Company Award.
Ihr wollt speziell die Zielgruppe der Frauen ansprechen? Dann würde ich mir ansehen, welche Faktoren zum Beispiel bei Female Factors überprüft werden. (Aber Achtung: Pinkwashing geht gar nicht, die überprüften Aspekte müssen wirklich Teil eurer gelebten Unternehmenskultur sein).
Video-Tipp: Mit Mahdis Gharaei und Tanja Sternbauer von Female Factors spreche ich auf Recruiting TV darüber, warum Female Empowerment mehr ist, als eine „nette Sache“ und wie sie verifizieren, ob Frauenförderung in deinem Unternehmen tatsächlich ernst gemeint ist.
Ich betrachte das Arbeitgebersiegel somit immer als Outcome, aber nicht als Lösung für den Mangel an Bewerber:innen und auch nicht als Maßnahme (denn die muss ich vorher setzen). Was dir ein Siegel wie zum Beispiel „Best Recruiters“ absolut bringen kann, ist eine gewisse Struktur. Anhand des Berichts kann ich mir ansehen, in welchen Bereichen es Optimierungspotenzial gibt. Diese Maßnahmen muss ich dann aber auch umsetzen, sonst macht die Teilnahme aus meiner Sicht wenig Sinn.
Arbeitgebersiegel vs. Candidate Experience
Dass Arbeitgebersiegel zwar als „Element of Trust“ absolut ihre Berechtigung haben, aber keine Superpower im Recruitingprozess darstellen, haben wir jetzt umfassend geklärt. Wie kannst du nun trotzdem dafür sorgen, dass sich Menschen auf deine ausgeschriebenen Stellen bewerben?
Das Zauberwort dafür lautet „Candidate Experience“. Diese zu verbessern und optimal zu gestalten, steht im Mittelpunkt meiner täglichen Arbeit mit meinen Kund:innen. Das beginnt bereits bei der Gestaltung und Textierung des Jobinserates und reicht über möglichst einfache Bewerbungswege bis hin zur raschen, wertschätzenden Rückmeldung.
Arbeitgebersiegel auf der Website einbinden – SEO-Spezialtipp
Falls dein Unternehmen bereits mit einem Arbeitgebersiegel ausgezeichnet wurde und ihr es auf eurer Karrierewebsite einbinden wollt, habe ich noch einen Spezialtipp für dich.
Achte darauf, dass ihr nicht nur einfach das Logo einbaut und verlinkt, sondern schreibt auch ein paar Zeilen dazu.
Zum Beispiel: „Wir sind als bester Arbeitgeber als LinkedIn Top Company 2022 ausgezeichnet worden“. So helft ihr Bewerber:innen, die bei der Google-Suche Fragen stellen wie „Wer ist der beste Arbeitgeber in Österreich?“
Mein Fazit
Arbeitgebersiegel stellen eine wunderbare Möglichkeit dar, das Engagement deines Unternehmens als Arbeitgeber auszuzeichnen. Dafür muss es aber zunächst einmal konkrete Maßnahmen geben, die dann entsprechend honoriert werden können.
Es ist also immer erst die Konsequenz eurer Werte und Kultur und darf keinen hohlen Marketing-Gag darstellen. Denn das rächt sich spätestens nach der Einstellung, wenn Mitarbeiter:innen erkennen, dass hinter den schönen Worten keine greifbaren Taten stehen.
Welche Erfahrung hast du gemacht? Hast du Fragen zu dem Thema? Ich freue mich auf den Austausch mit dir in den Kommentaren!
Setze Arbeitgebersiegel optimal ein – damit Recruiting wieder einfach wird.
Herzliche Grüße
Claudia
P.S. Für mehr Inputs zu Recruitingthemen (u.a. wie du mit kununu Bewertungen am besten umgehst) besuche mich einfach hier.