Neue Recruitingstrategien: Tee trinken, Pizza essen oder Brötchen backen?

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Recruitingpraxis

Abwarten und Tee trinken, Brötchen backen oder Pizza online bestellen? Welche Strategien führen wohl am ehesten zum Recruitingerfolg? Ebenso wie mein Bloggerkollege Robindro Ullah bin ich auch wieder zurück aus den USA. Und wie kann es anders sein, haben wir Ideen bzw. Anregungen und Beispiele zum Thema Recruiting & Personalmarketing mitgebracht. Bei Robindro geht es um Pizza, ich kann mit Tee aus Chicago aufwarten und weil ich mich immer über tolle Beispiele aus Österreich freue, auch Brot aus Wien!

Nachdem ich schon einmal darüber berichtet habe, wie uns Pasta im Recruiting unterstützen kann geht es heute also nicht um Pizza (das hat Robindro schon erledigt 😉 sondern um Tee und Brot. Allerdings wenn ich so darüber nachdenke, ich könnte mir schon vorstellen, dass auch der Einsatz von Pizza im Recruiting für IT Spezialistinnen mal eine nette Idee wäre (Klischee pur, aber ich konnte mir das jetzt nicht verkneifen und mit Personalverrechnerinnen wäre es nicht lustig ;-).

Ich beginne jetzt auch nicht alle Bewerberinnen mit Brot zu versorgen (obwohl DAS wäre doch Serviceorientierung pur oder: alle, die einen Früh- oder Abendtermin bei mir wahrnehmen, bekommen frisches Brot oder Gebäck für’s Frühstück oder Abendessen mit und ersparen sich den Weg zum Bäcker! Darüber muss ich wirklich mal nachdenken, vielleicht eine Idee für eine Kooperation). Bisher gibt’s bei mir im Office „nur“ Tee und/oder Kaffee (ich habe von Bewerbungsgesprächen gehört, wo es nicht einmal ein Glas Wasser gibt, ich lasse das jetzt mal unkommentiert). Aber es geht nicht um den Tee, den ich meinen Gästen anbiete sondern um eine Teekette mit HQ in Chicago. Was haben nun ein Teegeschäft in Chicago und ein Bäcker in Wien miteinander zu tun? Und was hat das wiederum auf einem Blog über Recruiting und Personalmarketing zu suchen?

Natürlich, wie könnte es anders sein, Sie haben etwas gemeinsam: sie stehen beide vor einer Herausforderung im Recruiting! Sie suchen dringend Mitarbeiterinnen in einer Branche, in der die Arbeitszeiten nicht familienfreundlich sind, die zu besetzenden Jobs nicht zu den bestbezahlten gehören und die Serviceorientierung und Verkaufstalent erfordern – eine Kombination, die es wiederum erfordert, im Recruiting auch mal andere (wenn auch nicht unbedingt neue) Wege zu gehen.

Starten wir mit Argo Tea: Argo Tea ist ein Tee Cafe, quasi das Starbucks für Teeliebhaberinnen. Gegründet in Chicago gibt es mittlerweile über 40 Filialen in den USA und 6 im Mittleren Osten. Für alle Filialen werden Mitarbeiterinnen gesucht. Woher ich das weiß? Ich war Tee trinken. Und habe unter anderem diese Karte entdeckt:

Produktionskosten? Vermutlich sehr niedrig. Das Papier ist nicht von guter Qualität, die Ränder sind wohl mit einer Schneidemaschine geschnitten und das Design wirkt auch nicht als hätten das Profis gemacht. Sieht ein bisschen aus, wie eine selbstgebastelte Einladung zu einem Kindegeburtstag. Aber (um es mal mit Christiane Hörbiger auszudrücken:) SO WHAT? Alles was wichtig ist steht drauf, ich kann die Karte einstecken, mitnehmen und zum Beispiel einer Freundin geben, die studiert und in der Weihnachtszeit etwas dazuverdienen möchte. Außerdem gibt es eine Party, mit Musik, Yoga und natürlich Tee. Aber halt! Fehlt da nicht was? Jobbeschreibung und Anforderungsprofil zum Beispiel? Also gut: Argo Tea ist ein Tee Cafe, wo Tee, manchmal Kaffee, Snacks und diverse Artikel zur Teezubereitung verkauft werden. Wie könnte da wohl die Stellenbeschreibung aussehen? Richtig: Sie verkaufen Tee, manchmal Kaffee, Snacks und diverse Artikel zur Teezubereitung. Qualifikation? Sie sind in der Lage Tee, manchmal Kaffee, Snacks und diverse Artikel zur Teezubereitung zu verkaufen. That’s it!

Was mir daran gefällt? Es ist einfach, es ist kostengünstig und es ist zielgruppengerecht. Außerdem setzt Argo Tea neben anderen Kanälen wie zum Beispiel Facebook und Twitter  da an, wo die Zielgruppe wohl am ehesten anzutreffen ist: im eigenen Geschäft. Und im Gegensatz zu einem Aushang (den muss man entweder abfotografieren oder vielleicht sogar abschreiben) ist das Postkartenformat eben recht praktisch. Es gab noch eine 2. Karte, im Sinne von Empfehlungsmarketing (irgendwie ist mir das das Foto abhanden gekommen, findet sich sicher mal unter den knapp 1.500, die ich bald allen Verwandten und Freunden zeigen werde 😉 aber der Text war so in der Art: „Sie kennen jemanden, der bei Argo Tea arbeiten möchte? Empfehlen Sie uns weiter und bei Erfolg erhalten Sie Gutscheine für eine Konsumation!“ Ich weiß von Unternehmen, die den Kandidatinnen, die eine Absage erhalten, Produkte oder Gutscheine schicken aber von einer Aktion für Kundinnen, die Mitarbeiterinnen empfehlen, habe ich bisher noch nicht gehört.

Wie schaffe ich jetzt den Sprung über den großen Teich von Chicago in den 9. Bezirk in Wien? So vielleicht:

 

 

Ströck geht neue Wege in der Personalsuche und startet das Karrierezentrum! Nun ganz neu ist die Idee wohl nicht, in Zeiten vor E-Mail und Onlinebewerbung war das ganz normal. Vielleicht erinnert sich noch wer an meine ehemalige Kollegin, die für ihren ersten Job einfach den Ring entlang „spaziert“ ist? Ich würde sie eher retro nennen. Und so wie auch bei der Mode und den Möbeln, alles kommt irgendwann wieder oder? Heute könnte man das vielleicht eher mit einem „Bewerbungs Mc Drive“ beschreiben – ist in der Berggasse aber eher ohne Auto empfehlenswert (heißt es dann eigentlich „MC Go“?). Ich finde die Idee an sich großartig, habe aber hinsichtlich der Umsetzung und auch zum Wording noch ein paar Fragen:

  • Wie werden das Karrierezentrum und auch die Öffnungszeiten denn an potentielle Mitarbeiterinnen kommuniziert? Leider habe ich es seit meiner Rückkehr aus den USA noch nicht in eine Ströck Filiale geschafft, liegen da vielleicht Kärtchen auf (bitte um Hinweise, danke)? Denn es wird ja wohl nicht ausreichen, dass die Recruitingcommunity in Wien jetzt Bescheid weiß?
  • Auch die Zielgruppendefinition finde ich fragwürdig: Verkaufstalente und Wiedereinsteigerinnen? Gilt das nur für Frauen, die wieder in den Job einsteigen wollen (oder müssen)? Und die müssen kein Verkaufstalent mitbringen? Was ist mit Studentinnen oder Pensionistinnen, die etwas dazuverdienen möchten? Die dürfen nicht vorbeikommen? Optimal finde ich den Prozess: hinkommen, Gespräch führen, Feedback erhalten. Innerhalb einer Woche könnte man losstarten. So die Beschreibung.

Ich bin sehr gespannt, wie sich dieses Konzept bewähren wird und ob die Strategie Erfolg hat bzw. zu welchen Erkenntnissen das Ströck HR Team kommen wird. Ich werde das verfolgen und wieder darüber berichten (auch darüber ob es mir gelingen wird mit Ströck eine Kooperation betreffend „Bewerbungsgespräch und Gebäck“ einzugehen ;-)!

Und falls das Lesen bisher nicht zu Hunger und/oder Durst geführt hat, hier noch schnell meine Tipps für euren nächsten USA Aufenthalt:

Deep Dish Pizza bei Giordanos probieren, die haben was ATS betrifft aber noch Aufholbedarf und auf keinen Fall Kaffee bei Argo Tea probieren aber der Chai Latte mit Kokosmilch ist ein Gedicht!

Prost & Mahlzeit 🙂

Herzliche Grüße
Claudia