Letztes Jahr im September habe ich, noch bevor ich den Aufruf zur Blogparade gelesen habe, einen Blogbeitrag zum Thema Refugees Welcome und den Bezug zwischen der Flüchtlingsthematik und Recruiting bzw. Employer Branding geschrieben. Einige Zeit ist vergangen, das Thema ist nach wie vor höchst aktuell und auch durchaus brisant.
Ich arbeite und lebe nach dem Grundsatz „Stärken verstärken“ und „auf positive Dinge fokussieren“. Daher geht es heute um eine Initiative, die es sich zum Ziel gemacht hat, Flüchtlinge in Österreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren: refugeeswork.at.
Bevor wir auf die neue Plattform näher eingehen, schauen wir doch auf den noch offenen Punkt vom letzten Beitrag, nämlich die Info bzw. Unterstützung vom AMS bei der Beschäftigung von Flüchtlingen. Ich habe auf der AMS Website 2 interessante Meldungen gefunden
http://www.ams.at/ueber-ams/medien/ams-oesterreich-news/asylberechtigte-auf-jobsuche
http://www.ams.at/_docs/900_EB_Infoblatt_anerkannte_fluechtlinge.pdf
Auf der WKO Website habe ich außerdem einen sehr guten Überblick über die Vorgehensweise, wenn man Flüchtlingen eine Lehrstellen anbieten will / kann gefunden. Rewe hat dies beispielsweise schon umgesetzt.
Und jetzt gibt es ein sehr spannendes Projekt, das sich Recruiterinnen in jedem Fall zumindest ansehen sollten: https://www.refugeeswork.at/
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Wir bringen Flüchtlinge und ArbeitgeberInnen zusammen, so lautet das Motto.
„Refugeeswork.at ist eine Plattform die Flüchtlinge mit ArbeitgeberInnen verbindet. Diese Plattform soll Flüchtlingen ermöglichen legale Ausbildungs- und Arbeitsplätze zu finden, die ihren Fähigkeiten und ihrer Bildung entsprechen, um ihre berufliche und soziale Integration zu fördern sowie dem Arbeitsmarkt das Potential von Flüchtlingen zu öffnen.“ können wir auf der Website nachlesen.
Das Matching scheint ähnlich zu funktionieren, wie wir dies bereits von anderen Jobbörsen kennen, der wesentliche Unterschied liegt ganz klar in der fokussierte Zielgruppe und vor allem in der Betreuungs-/Beratungsunterstützung rund um das Thema Beschäftigung von Flüchtlingen.
Das Grundgerüst der Plattform gab es schon von einem Vorgängerprojekt, wurde jedoch jetzt komplett neu aufgebaut. Es können Stellen inseriert aber auch direkt nach Talenten gesucht werden. Die Preisgestaltung ist übrigens kein Argument, warum Unternehmen refugeeswork nicht nützen werden. Für Kleinstunternehmen bis 15 Mitarbeiterinnen gilt das Motto „freier Betrag“ sprich eine Spende, für 16 – 50 Mitarbeiterinnen ist der Betrag 500,– pauschal – pro Jahr nicht pro Inserat oder Suche. Es sollen künftig auch Success Stories veröffentlicht werden, bei Gelegenheit werde ich also auch einen Praxisbericht verfassen, der muss allerdings jetzt noch ein wenig warten.
Derzeit noch in der Betaphase wird in den nächsten Tagen gelauncht. Grund für mich, Dominik Beron, einen der Gründer von refugeeswork.atdazu zu befragen, er macht den Auftakt zu meiner neuen Rubrik 5 Fragen an:
1.Lieber Dominik, was hast du beruflich gemacht, bevor du refugeeswork.at gegründet hast?
Ich habe Rechtswissenschaften studiert und dann bei verschiedenen Kanzleien sowie bei Gericht gearbeitet. Im Frühjahr 2015 habe ich schließlich mein erstes Sozialunternehmen gegründet: „Alltagshelden“, eine Vermittlungsplattform für Pro Bono Dienstleistungen. Im Herbst 2015 folgte dann die Gründung von Refugeeswork.at.
2. Haben du oder deine Co-Founder einen persönlichen Bezug zur Flüchtlingsthematik?
Für Jacob, Christoph und mich hat sich Refugeeswork.at eher zufällig ergeben. Wir waren einfach davon überzeugt, dass man etwas tun muss, um die Leute, die zu uns kommen sozial und ökonomisch zu integrieren und wir glauben, dass Arbeit der Schlüssel hierfür ist. Abgesehen davon haben wir gesehen, wieviel Potential und Motivation viele der geflüchteten Menschen mit sich bringen. Auf unserer Plattform wir haben Menschen mit verschiedensten Backgrounds von nationalen Boxchampions über 7-sprachige Hotelmanager bis zu PhD-AbsolventInnen.
Anders war es bei unserer Kollegin Fatima, die sich bereits vor Refugeeswork.at bei verschiedensten NGOs und Flüchtlingsinitiativen eingesetzt hat, sei es durch Ersthilfe, organisatorische Arbeit oder Übersetzungen.
Team refugeeswork |
3. Wird refugeeswork.at aus eurer Sicht von Recruitingverantwortlichen in Unternehmen positiv aufgenommen bzw. was sind denn die üblichen Argumente dagegen?
Bis jetzt haben wir sehr gutes Feedback von unseren Kunden bzw. interessierten Unternehmen erhalten. Die meisten Recruiter wissen auch, dass viele der Menschen, die zu uns kommen in ihren Heimatländern normale Jobs und eine Ausbildung hatten. Die Motivationen für die Einstellung von geflüchteten Menschen ist von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich von generellem Mangel an potentiellen BewerberInnen (z.B. Gastronomie), über das Bedürfnis, Geflüchteten eine neue Perspektive zu geben, bis hin zur Motivation durch die Steigerung der unternehmensinternen Diversität und die Aufnahmen von Menschen, die andere Erfahrungen und Wege zu denken mitbringen, eine ganz besondere Organisationskultur zu entwickeln.
Die größten Hürden sind aktuell sprachliche Barrieren und Schwierigkeiten bei der Anerkennung von Qualifikationen aus dem Herkunftsland.
4. Refugeeswork.at ist (noch) ein Verein, das bedeutet, dass „Gewinne“ nicht an Vereinsmitglieder ausgeschüttet werden. Wovon bestreitet ihr euren Lebensunterhalt?
Refugeeswork.at ist, unabhängig von der Rechtsform, ein Sozialunternehmen. Das bedeutet, dass unseren festen MitarbeiterInnen – wie bei jedem Unternehmen oder jeder NGO – Löhne gezahlt werden. Etwaige Gewinne werden jedoch nicht ausgeschüttet, sondern in die Plattform reinvestiert und für die Finanzierung unserer gemeinnützigen Projekte verwendet (z.B. kostenlose Workshops für geflüchtete Menschen). Zusätzlich arbeiten wir gerade an Projekten, um negative Vorurteile gegenüber Flüchtlingen zu brechen.
5. Wenn wir uns in ca. 1 Jahr wieder treffen, was möchtest du mir und meinen Leserinnen am liebsten berichten?
Am liebsten würde ich dir und deinen LeserInnen eine gesammelte Fassung aller Informationen zu unseren Vermittlungen sowie den dahinterstehenden geflüchteten Menschen und Unternehmen überreichen und die Ergebnisse selbst für sich sprechen lassen.
V
ielen Dank für deine Zeit, ich wünsche einen tollen Launch und natürlich viele, viele vermittelte Stellen!
Herzliche Grüße
Claudia
PS: Gibt’s unter meinen Leserinnen Recruiterinnen, die ihre Erfahrung mit der Einstellung von Flüchtlingen mit uns teilen wollen?
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